Der Bundespräsident in spe soll heiraten. Das Klima in der Koalition bleibt weiterhin rau

Berlin. Ganz so einfach ist die Sache mit dem Bundespräsidenten dann doch wieder nicht. Zwar haben sich Union, FDP, SPD und die Grünen nach einem quälenden Verhandlungsdrama auf Joachim Gauck als gemeinsamen Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten geeinigt - allerdings hat jetzt der ein oder andere so seine Probleme mit dem Staatsoberhaupt in spe.

Zum Beispiel der CSU-Politiker Norbert Geis. Der Bundestagsabgeordnete fordert, Gauck möge seine Lebensverhältnisse "so schnell als möglich" ordnen und heiraten, wie die "Passauer Neue Presse" berichtet. Der 72-jährige Theologe Gauck ist seit dem Jahr 2000 mit der Journalistin Daniela Schadt liiert. Verheiratet ist er mit der 52-Jährigen allerdings nicht, was auch daran liegt, dass Gauck offiziell noch der Ehemann einer anderen Frau ist, von der er sich nach der Trennung nie hat scheiden lassen. Mit Gerhild, genannt "Hansi", hat Gauck vier erwachsene Kinder und mehrere Enkelkinder. Die Ehe war nach der Wende zerbrochen. Sie hatte offenbar dem Druck des DDR-Regimes auf die Familie nicht standgehalten.

Vonseiten des Protokolls steht Gaucks Beziehungsstand jedenfalls nichts entgegen. Aber: Besonders konservativen Gemütern wie Geis ist das zu viel. Die Heirat mit Schadt liege in Gaucks eigenem Interesse, "damit insoweit keine Angriffsfläche geboten wird". Auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) ermunterte Gauck indirekt zur Heirat: "Ich unterstelle mal, dass er seine Lebenspartnerin auch liebt. Und da bin ich dann wiederum auch konservativ, die Frau, mit der ich zusammenlebe und auch weiter zusammenleben will, die kann ich doch auch heiraten", sagte er dem Sender N24. Vor seiner Kandidatur 2010 hatte Gauck erklärt, seine Lebensgefährtin heiraten zu wollen, wenn er Präsident werde. Aktuell hat er sich zu diesem Thema aber noch nicht geäußert.

Andere tun es dafür umso mehr. "Wie Herr Gauck sein Privatleben lebt, geht niemanden etwas an", sagte der Grünen-Politiker Volker Beck "Es bildet einen Teil der Realität ab, dass auch Unverheiratete zusammenleben." Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hält die Debatte um die persönlichen Verhältnisse für unsäglich. "Die Kritik an den persönlichen Lebensverhältnissen des nominierten Bundespräsidenten ist stillos", sagte er der "Rheinischen Post".

Politische Probleme um Gaucks Nominierung gibt es unterdessen weiter bei CDU/CSU und FDP - der Alleingang der Liberalen bei der Nominierung Gaucks hatte selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) massiv verärgert. "Ich finde es beachtlich, dass sich die Liberalen mit SPD und Grünen ins Bett legen", sagte Fraktionsvize Michael Meister dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Südwest-CDU-Chef Thomas Strobl kündigte an: "Eine Wiederholung eines solchen Verhaltens wird es in der Koalition mit Sicherheit nicht geben." Die FDP will nach ihrem Erfolg jedenfalls selbstbewusster auftreten: "Wir haben erfahren, dass wir mit unseren eigenen Erfolgen lauter hausieren gehen müssen", sagte Parteichef Philipp Rösler dem "Straubinger Tagblatt". Gauck soll am 18. März zum elften Bundespräsidenten gewählt werden.