Zustimmung zum Rettungspaket für Griechenland noch offen

Berlin/Athen. Die Rettung des hoch verschuldeten Euro-Sorgenkinds Griechenland steht erneut auf Messers Schneide. Trotz demonstrativer Zuversicht nach außen wachsen hinter den Kulissen die Zweifel, dass am Wochenende die letzten Details geklärt werden können. Das zweite Hilfspaket über 130 Milliarden Euro, das die Euro-Finanzminister am Montag freigeben könnten, reicht nach Einschätzung von EU-Diplomaten nicht aus. Es würden zusätzliche Maßnahmen diskutiert, um Griechenland langfristig zu einem tragbaren Schuldenniveau zu verhelfen, hieß es am Freitag aus EU-Kreisen in Brüssel.

Die "Schuldentragfähigkeitsanalyse" von EU, Währungsfonds und Europäischer Zentralbank soll ergeben haben, dass Athen bis 2020 nicht wie vorgesehen auf einen Schuldenstand von 120 Prozent der Wirtschaftsleistung kommen kann, berichten "Spiegel" und "Stuttgarter Zeitung".

Die Bundesregierung versuchte am Freitag Zuversicht zu verbreiten. Man komme einer Entscheidungsgrundlage näher, sagte der Sprecher des Finanzministeriums. Es müssten aber noch einige Fragen geklärt werden. Dies werde wohl bis Sonntagnacht dauern. Der Athener Regierungssprecher Pantelis Kapsis betonte: "Griechenland hat alle Vorbedingungen erfüllt."

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte wegen des Rücktritts des Bundespräsidenten ein Treffen mit Italiens Ministerpräsident Mario Monti in Rom ab. Die beiden Regierungschefs telefonierten mit ihrem Athener Amtskollegen Lucas Papademos.

Zuvor hatte sich der Ton in den Beziehungen zwischen Deutschland und Griechenland deutlich verschärft. Nachdem Griechenlands Staatspräsident Karolos Papoulias eine Bevormundung durch Deutschland kritisiert und Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) angegriffen hatte, hielten Politiker aus dem Regierungslager von Union und FDP den Verantwortlichen in Athen Unfähigkeit vor und plädierten für einen Rauswurf des hoch verschuldeten Landes aus der Euro-Zone. "Die marode Verwaltung, das korrupte Steuersystem sowie eine unfähige und unwillige politische Klasse sind keine Basis für Strukturreformen", sagte die Unions-Obfrau im EU-Ausschuss des Bundestages, Veronika Bellmann (CDU), der "Bild"-Zeitung. Der FDP-Finanzexperte Frank Schäffler sagte, Griechenland drohten "Weimarer Verhältnisse" mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen und forderte: "Die Griechen müssen raus aus dem Euro." SPD-Chef Sigmar Gabriel regte in der "Rheinischen Post" an, die Konten reicher Griechen zu sperren, wenn diese Steuerschulden haben.