Im einem Interviewbuch verteidigt die Witwe des Ex-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker ihre Rolle als Volksbildungsministerin der DDR.

München/Berlin. Margot Honecker bereut gar nichts: Die 84-jährige Witwe des vor 18 Jahren verstorbenen ehemaligen DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker ist mit ihrer Vergangenheit im Reinen. Honecker verteidigt in einem von der Zeitschrift „Superillu“ am Mittwoch vorab veröffentlichten Auszug aus einem Interviewbuch ihre Rolle als langjährige DDR-Volksbildungsministerin und die Erziehungsmethoden des kommunistischen Staates. Eine persönliche Verantwortung für Missstände in der Deutschen Demokratischen Republik sehe sie nicht.

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So gab es laut Honecker im Staatsbürgerkunde-Unterricht an den DDR-Schulen „keine Agitation, keine Indoktrination“, sondern nur „Faktenvermittlung zur Herausbildung von Standpunkten“. Dass der Staat Andersdenkende mit Bildungsverbot bestrafte, indem er sie trotz guter Noten kein Abitur machen ließ oder sie von den Universitäten verwies, seien nur Einzelfälle gewesen. Der Sinn der Volksbildung habe schließlich nicht darin bestanden, Kinder und Jugendliche „zu Gegnern des Sozialismus zu erziehen, sondern zu aktiven Mitstreitern und Gestaltern“.

Honecker verteidigte auch, dass DDR-Schulkinder im Unterricht Handgranatenzielwurf übten und in der neunten Klasse in Wehrlagern mit Kleinkalibergewehren hantierten. Für die Landesverteidigung sei es unverzichtbar gewesen, dass schon Schulkinder exerzieren und marschieren lernten, damit sie später, beim Wehrdienst, mehr Zeit hätten, den Umgang mit Waffentechnik zu üben. „Eine Militarisierung der Schule vermag ich daran nicht zu erkennen“, sagte sie.

Margot Honecker war von 1963 bis November 1989 Volksbildungsministerin der DDR und wird unter anderem verantwortlich gemacht für die Indoktrination in den DDR-Schulen, für Missstände in Kinderheimen und „Jugendwerkhöfen“ sowie für Zwangsadoptionen von Kindern politisch Missliebiger. Nach ihrer Absetzung floh sie mit ihrem Mann zunächst nach Moskau und 1991 weiter nach Santiago de Chile. Dort lebt sie bei ihrer Tochter Sonja und deren Kindern. Das Interview-Buch „Zur Volksbildung – Gespräch“ erscheint im März im Verlag Das Neue Berlin. Laut Verlagsangabern spricht Margot Honecker darin erstmals nach dem Ende der DDR über das dort praktizierte Schulsystem, über seine Ausrichtung und Aufgaben.

Mit Material von kna