Vier etablierte Parteien, darunter CDU, SPD, Linke und die FDP, haben massiv Mitglieder verloren. Piraten und Grüne dagegen verzeichnen Zulauf.

Berlin. Massiver Mitgliederschwund bei den Etablierten: Die großen Volksparteien CDU und SPD rutschen bei der Mitgliederstärke erstmals unter die 500.000-Marke. Am härtetsten trifft es jedoch die FDP: Innerhalb von einem Jahr verloren die Liberalen rund 5.400 Parteigänger. Das entspricht einem Mitgliederrückgang von acht Prozent. Das ergab eine Emnid-Umfrage im Auftrag der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ vom Montag. Die großen Gewinner sind dagegen die Grüne und die Piraten.

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Trotz Unterschreiten der 500.000-Marke im vergangenen Jahr liefern sich CDU und SPD weiterhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den ersten Platz bei der Mitgliederstärke. Zum Jahresende verzeichnete die CDU nach eigenen Angaben noch 489.896 Beitragszahler, 15.418 weniger als ein Jahr zuvor. Die SPD kann aufgrund „technischer Probleme“ ihren Mitgliederstand zum Jahresende noch nicht beziffern. Der Abstieg trifft die Sozialdemokraten in jedem Fall härter. Vor 20 Jahren hatte die SPD noch fast eine Million Mitglieder.

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Zum Jahreswechsel wies die Bilanz des großen Verlierers FDP nach eigenen Angaben noch 63.123 Mitglieder auf. Die Grünen können dagegen zufrieden sein. Sie sind die einzige im Bundestag vertretene Partei, die noch neue Anhänger hinzugewinnt – im Laufe des vergangenen Jahres waren es rund 6.000 -, ein Zuwachs von fast elf Prozent auf 59.019 Mitglieder. Im Aufwind ist auch die Piratenpartei. Sie knackte Anfang dieses Jahres die 20.000-Marke. 8.000 neue Mitglieder fanden 2011 den Weg zu den Piraten.

Der allgemeine Mitgliederschwund sei erklärbar, sagt Klaus Peter Schöppner, Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid. „Die Parteien sind einfach nicht mehr attraktiv genug.“ Das Problem sei, dass die Parteien angesichts der Europäisierung der Politik verstärkt als machtlos erscheinen, sagt Schöppner. „Der Bürger hat den Eindruck, dass Politiker immer weniger bewegen können.“ Außerdem werde Politik immer weniger verstanden. „Den Parteien fehlt ein klares Profil.“ Bei der SPD wisse der Bürger nicht, ob sie sich weiter nach links entwickle, die CDU irritiere durch eine Sozialdemokratisierung.

Mit Material von dapd