Es geht um Videos, die sich die mutmaßliche Terroristin Beate Zschäpe anschaute

München/Berlin. Die Ermittlungen gegen die Zwickauer Neonazi-Terrorzelle weiten sich weiter auf das Ausland aus. Die deutsche Justiz bat zur Erhellung der Internet-Aktivitäten des Trios ihre US-Kollegen um Hilfe, wie der "Focus" berichtete. Die mutmaßlichen Terroristen der Gruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" sollen für insgesamt zehn Morde verantwortlich sein. Das Trio flog im November vergangenen Jahres auf, als Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach einem missglückten Bankraub offenbar Selbstmord begingen und Beate Zschäpe die Wohnung der Zelle sprengte. Zschäpe stellte sich und sitzt in Untersuchungshaft. Bislang konnte ihr jedoch noch keine Beteiligung an den Morden nachgewiesen werden.

Deshalb stellten die Ermittler jetzt ein Rechtshilfeersuchen an die USA, wie der "Focus" unter Berufung auf einen BKA-Vermerk berichtet. Besonderes Interesse der Fahnder weckte ein Account der Beschuldigten bei der Internet-Videoplattform YouTube. Dort soll sie sich mit dem Benutzernamen "Liese1111" angemeldet haben. Geprüft werden soll nun, welche Filme sich Zschäpe ansah oder hochgeladen hat.

Eine Waffe der Terroristen könnte aus Tschechien stammen. Die im ausgebrannten Wohnmobil gefundene Pistole des Kalibers 7,65 Browning wurde dort 2007 als gestohlen gemeldet, wie der "Spiegel" schreibt. Rund 20 Waffen hatten die Neonazis in ihrem Arsenal. Bei der Suche nach weiteren Waffenlieferanten rückt nach Informationen des "Spiegels" ein sächsischer Video- und Computerspiel-Verleih ins Visier der Ermittler. Zwei Mitarbeiter dieser Firma stehen angeblich im Verdacht, Mundlos bei der Beschaffung einer Pumpgun geholfen zu haben.

Das Bundeskriminalamt (BKA) hat derweil den Vorwurf zurückgewiesen, bei Ermittlungen gegen die Zwickauer Neonazi-Zelle Beweismittel vernichtet zu haben. Entsprechende Spekulationen seien absurd, erklärte BKA-Chef Jörg Ziercke. "Das BKA schützt weder Neonazis noch Informanten aus der rechten Szene", erklärte Ziercke. Er reagierte damit auf einen Bericht der "Bild am Sonntag", nach dem Daten vom Handy eines mutmaßlichen Unterstützers der Zwickauer Zelle auf Anweisung des BKA gelöscht worden seien. Das Blatt hatte unter Berufung auf Experten gemutmaßt, das BKA wolle damit eigene Informanten im Umfeld der Neonazis schützen. Ziercke bestätigte die Löschung nach dem Auslesen. Es gebe aber eine Kopie. Alle sichergestellten Inhalte stünden "weiterhin vollständig und unverändert für die Ermittlungen des Generalbundesanwalts und des BKA zur Verfügung".