Die meisten Studiengänge in Deutschland erfolgreich auf Bachelor und Master umgestellt

Berlin. Den deutschen Unternehmen fällt es immer schwerer, ihren Fachkräftenachwuchs durch eigene Ausbildung zu sichern. Etwa 75 000 Lehrstellen konnten im vergangenen Jahr nach Schätzungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) nicht besetzt werden, weil geeignete Bewerber fehlten. DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben machte gestern die sinkenden Schulabgängerzahlen, aber auch die mangelnde Ausbildungsreife vieler Bewerber verantwortlich. Etwa 300 000 bis 350 000 junge Leute befinden sich nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit in Förderprogrammen, die ihnen beim Übergang von der Schule zur Ausbildung helfen sollen.

Die zentrale Herausforderung sei, "mehr Jugendliche ohne Umweg über eine Vorbereitungsschleife direkt in Ausbildung zu bringen", sagte Wansleben, der mit Vertretern der Bundesregierung, der Bundesagentur für Arbeit und der Kultusministerkonferenz eine Bilanz des Ausbildungspaktes zog. Jeder fünfte Schulabgänger sei laut PISA-Studie nicht ausbildungsreif. "Immer mehr Betriebe sind aus der Not heraus bereit, selbst Nachhilfe zu geben oder Partnerschaften mit Schulen einzugehen." Für Förderprogramme zwischen Schule und Ausbildung gibt die öffentliche Hand nach Angaben des von Ursula von der Leyen (CDU) geführten Bundesarbeitsministeriums jährlich 3,5 Milliarden Euro aus.

Die Ausbildungsbilanz für 2011 war schon im vorigen Jahr vorgelegt worden. Trotz Bewerberrückgangs wurden 540 000 betriebliche Ausbildungsverträge und damit vier Prozent mehr abgeschlossen als 2010. Hinzu kamen 31 000 außerbetriebliche, von der BA geförderte Ausbildungsplätze. Fast ein Viertel der Lehrlinge brechen ihre Ausbildung nach DIHK-Zahlen ab.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) informierte gestern zudem über den Stand der sogenannten Bologna-Reform, die den Übergang der Studiengänge in Deutschland auf die international üblichen Abschlüsse Master und Bachelor regelt - ein entsprechender Bericht wurde vom Bundeskabinett verabschiedet. Demnach ist die Umstellung bereits zum größten Teil abgeschlossen. Im Wintersemester 2011/2012 waren 85 Prozent der 15 000 Studiengänge umgestellt. Vor drei Jahren habe der Anteil noch bei 75 Prozent gelegen. Schavan sagte, die Reformen hätten zu einem notwendigen Strukturwandel an den Hochschulen geführt. Die Änderungen seien wegen der fortschreitenden Internationalisierung der akademischen Ausbildung sinnvoll.

Auch die Auslandsmobilität der Studierenden steigt laut Bologna-Bericht - rund jeder dritte Absolvent kann einen studienbezogenen Aufenthalt im Ausland vorweisen. Bei mehr als einem Viertel betrug dieser Aufenthalt mindestens drei Monate. Darüber hinaus zitiert der Bericht Studien, denen zufolge Bachelor- und Masterabsolventen gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. So ergab eine Befragung von Bachelorabsolventen der Jahrgänge 2007 und 2008, dass eineinhalb Jahre nach ihrem Abschluss nur vier Prozent der Absolventen von Universitäten und sechs Prozent von Fachhochschulen ohne Erwerbstätigkeit waren.