Bundespräsident Wulff hat Olaf Glaeseker unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe um eine Stellungnahme gebeten. Neue Umgereimtheiten im Fall Glaeseker.

Berlin. Der Bundespräsident erwartet von seinem ehemailigen Sprecher Olaf Glaeseker eine Stellungnahme zu den Bestechlichkeitsvorwürfen. Das berichtet „Die Welt“ unter Berufung auf das Bundespräsidialamt. Das Präsidialamt hatte unmittelbar nach dem medialen Bekanntwerden der Vorwürfe, die die Staatsanwaltschaft Hannover gegen Glaeseker erhebt, auch Glaeseker um eine Stellungnahme gebeten, wie eine Sprecherin mitteilte. „Diese Stellungnahme liegt noch nicht vor“, sagte die Sprecherin.

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Es sei noch keine Entscheidung gefallen, ob Glaeseker mit einer Kündigung oder anderen arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen muss. Das Bundespräsidialamt warte das Ergebnis der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hannover ab. Eine mögliche strafrechtliche Verurteilung könne „Auswirkungen auf das derzeit ruhende Arbeitsverhältnis mit dem Bundespräsidialamt haben“. Vergangene Woche hatte die Staatsanwaltschaft Glaesekers Arbeitsraum im Präsidialamt durchsucht.

Das Bundespräsidialamt soll nach einem Bericht des "stern" bereits Ende August 2010 von den Vorwürfen gegen den damaligen Sprecher Wulffs, Olaf Glaeseker, gewusst haben, Urlaubsaufenthalte aber als rein privat dargestellt haben. Demnach hatte ein Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“ damals angefragt, ob es zutreffe, dass der Eventmanager Manfred Schmidt Glaeseker wiederholt kostenlose Urlaubsaufenthalte ermöglicht habe. Wulffs Sprecher soll 2010 der „Süddeutschen“ solche Besuche bestätigt haben, aber als rein privat dargestellt haben. Der Bundespräsident verlangt derweil eine Stellungnahme seines ehemaligen Sprechers zu den Vorwürfen.

Am 29. August 2010 soll Glaeseker zu den Vorwürfen auch eine „Sachverhaltsdarstellung“ für den Leiter des Präsidialamtes, Lothar Hagebölling verfasst haben. Auch hier soll Glaeseker die Urlaubseinladungen bestätigt und seine Beziehung zu Manfred Schmidt als rein privat dargestellt haben. Laut "stern" wusste Hagebölling damals jedoch, dass Glaeseker auch dienstlich intensiv mit dem von Schmidt organisierten „Nord-Süd-Dialog“ befasst war. So habe sich Glaeseker in einem Konflikt zwischen Schmidt und dem Flughafen Hannover, der Ende 2009 für das Event ein Terminal an Schmidt vermietete, an Hagebölling gewandt. Der war damals Leiter der niedersächsischen Staatskanzlei.

Die Flughafengesellschaft hatte Schmidt damals laut Unterlagen, die dem Magazin vorliegen sollen, mit angeblich überhöhten Geldforderungen verärgert. In einem Schreiben von Glaeseker an Hagebölling vom 24. November 2009 soll sich Wulffs Sprecher daraufhin für Schmidt eingesetzt haben. Die „finanziellen Forderungen“ des Airport-Betreibers könne und werde der Eventmanager „so nicht akzeptieren“, schrieb Glaeseker offenbar. Er und Hagebölling sollen sich daraufhin gemeinsam zu einem „Vor-Ort-Erörterungstermin“ bei der Flughafengesellschaft begeben haben. Das soll die Staatskanzlei in Hannover dem "stern" bestätigt haben. Die Flughafen-Verantwortlichen hätten sowohl Glaeseker und Hagebölling „umfassend überzeugt“. Der Bundespräsident nahm dazu offenbar keine Stellung.

Mit Material von dpa