“Dokument der Schande.“ Heute berät Euro-Gipfel über neue Milliardenhilfe

Berlin/Athen. Als erstes deutsches Regierungsmitglied hat Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) offen eine internationale Kontrolle der Haushaltspolitik in Griechenland gefordert. Kurz vor dem entscheidenden Euro-Gipfel heute in Brüssel sagte Rösler der "Bild": "Weitere Hilfen kann es nur geben, wenn die griechische Regierung die notwendigen Reformen endlich umsetzt." Wenn dies Athen nicht gelinge, "müssen Führung und Überwachung stärker von außen kommen, zum Beispiel durch die EU". Schon zuvor war in Berlin durchgesickert, dass die Bundesregierung auf EU-Ebene eine Aufsicht über Athens Etat fordert.

In Griechenland sorgte dies für scharfe Kritik. "Das Dokument der Schande. Merkel fordert die bedingungslose Kapitulation der griechischen Finanzen", titelte die Sonntagszeitung "To Vima". Die Deutschen verlangten "volle Vormundschaft", schrieb das Boulevardblatt "Ethnos". Auch Finanzminister Evangelos Venizelos warnte: "Wer das Volk vor das Dilemma Finanzhilfe oder nationale Würde stellt, ignoriert historische Lehren."

In den Verhandlungen über einen Schuldenschnitt stehen Athen und die Großbanken vor einem Durchbruch. Die Anleger sind offenbar bereit, auf 60 Prozent der Schulden zu verzichten - rund 120 Milliarden Euro.