Hannover/Berlin. Der umstrittene Eventmanager Manfred Schmidt hat am Abend nach der Wahl von Christian Wulff zum Bundespräsidenten eine Party für das neue Staatsoberhaupt ausgerichtet. Die niedersächsische Staatskanzlei in Hannover bestätigte gestern auf Anfrage, dass in der Staatskanzlei im vergangenen Jahr die Gästeliste für die Veranstaltung mit 80 Personen am 30. Juni 2010 zusammengestellt worden war. Nach Ansicht des Staatsrechtlers Hans Herbert von Arnim liegt hier ein "Verdacht der Vorteilsnahme" vor.

Genau dies macht die Staatsanwaltschaft aber derzeit Wulffs früherem Pressesprecher Olaf Glaeseker zum Vorwurf. Gegen ihn und Schmidt wird wegen des Verdachts der Bestechung und Bestechlichkeit ermittelt, weil Glaeseker im Jahr 2009 aktiv beteiligt war an den Vorbereitungen einer Großveranstaltung in Hannover mit dem Titel "Nord-Süd-Dialog". Im Gegenzug, so der Verdacht, nutzte Glaeseker kostenlos Feriendomizile von Schmidt.

Dass Glaeseker aus der Staatskanzlei dem Eventmanager regelrecht zugearbeitet hat, bestätigte gestern nach Überprüfung der Unterlagen auch Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring (CDU): "Er hat meines Erachtens seine Kompetenzen völlig überschritten." Nach Abfrage der Aktivitäten aller Landesbehörden sieht er eine solche Beteiligung aber nicht bei Wulff. Der rechtspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag, Hans-Dieter Haase, nahm dagegen Wulff in Mithaftung: "Er war direkt an der Vorbereitung des Nord-Süd-Dialogs wie an der Abfassung einer nachweislich falschen Antwort auf unsere Fragen zu der Veranstaltung beteiligt."

Nach den Recherche-Ergebnissen der Landesregierung hat das Ehepaar Wulff Wünsche für die Gästeliste des Nord-Süd-Dialogs geäußert. Die Einladungen habe dann aber Veranstalter Manfred Schmidt verschickt.