FDP-Chef Rösler und Schleswig-Holsteins Spitzenkandidat Kubicki als Wahlkampf-Team

Berlin. "Wachstum ist gesund", steht auf dem Plakat, das FDP-Chef Philipp Rösler und sein Generalsekretär Patrick Döring gestern enthüllt haben. Das Plakat zeigt eine Marktfrau mit Schürze, hinter ihr türmt sich Obst: Birnen, Äpfel, Orangen, Limetten. Die Frau mit der Schürze strahlt. Ob die neue "Wachstums"-Kampagne der Liberalen auch Wolfgang Kubicki gefällt, bleibt ein Rätsel. Am Mittag stehen der schleswig-holsteinische Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 6. Mai und Rösler gemeinsam auf dem Podium im Thomas-Dehler-Haus. Sie wollen sich als harmonisches Wahlkampfgespann zeigen, Optimismus ausstrahlen. Alles in allem also kein leichter Auftritt. Zumal Rösler noch Kubickis Worte von der "generell verschissenen Marke FDP" und den "nicht wahrnehmbaren FDP-Ministern" im Ohr haben dürfte.

Nun müssen die sehr unterschiedlichen Liberalen zusammen aufs Podium, weil es der Wahlkampf erfordert. Zu ihrer Rechten strahlt nach wie vor die Frau mit der Schütze vom Plakat in den Raum hinein. Nach der Kampagne gefragt, schießt es aus Kubicki heraus: Man könne denken, das sei Werbung für Obst aus deutschen Landen, sagt er, um sich dann zu fangen. "Großartig" fände er die Kampagne. Und überhaupt: Für den Wahlkampf im Norden seien natürlich auch Auftritte von FDP-Ministern aus Berlin geplant. "Wir müssen unsere Bundespolitiker nicht verstecken."

In der Hauptstadt gibt sich der Kieler Fraktionschef zahm und kooperativ. Aber nicht weniger selbstbewusst als sonst. Ein Ergebnis von neun bis elf Prozent wolle er holen, kündigt er an. Dies sei keine Spinnerei. "Ich habe heute Morgen nichts geraucht und auch nichts getrunken", versichert er. Untersuchungen hätten ergeben, dass die FDP im Norden rund drei Viertel der Wähler von 2009 zurückgewinnen kann. Damals hatte die FDP bei der Landtagswahl 14,9 Prozent erreicht. Dann geht Kubicki auf die Spekulationen ein, Röslers Schicksals als Parteichef sei mit seinem verbunden. Rösler könne ganz beruhigt sein, "weil wir die Wahl in Schleswig-Holstein gewinnen werden". Sein Fazit: "Philipp Rösler braucht keinen Retter." Mit einem starken Resultat in Kiel werde auch die "unangemessene Debatte" über das Überleben der FDP endgültig vorbei sein.

Noch vor wenigen Wochen hatte sich Kubicki ganz anders angehört. Da klagte er, dass er in seiner mehr als 40-jährigen FDP-Mitgliedschaft eine "so tief greifende Verunsicherung unter den Mitgliedern und eine so dauerhafte Ablehnung der Partei" noch nicht erlebt habe. Wenn die Wahl "dramatisch verloren" gehe, dann "könnte die FDP implodieren". Fern und vergessen wirken solche Worte, wenn man sie mit dem fröhlichen Auftritt Röslers und Kubickis vergleicht. Nicht einmal die Neuwahlen im Saarland können Röslers Stimmung trüben. Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) habe sich bei der Aufkündigung der Jamaika-Koalition "absolut schäbig" verhalten, sagt der Parteichef. Diesen Umgang würden die Liberalen "nicht vergessen". Auf einmal klingt Rösler fast so scharfzüngig wie Kubicki.