Kleinere Motorboote bis 15 PS soll bald jeder fahren können. Kritiker halten das für gefährlich

Berlin. Freizeitkapitäne sollen es künftig leichter haben. Nach dem Willen der schwarz-gelben Koalition soll ein ganzer Katalog an Maßnahmen dafür sorgen, vermehrt den Nachwuchs an Bord zu holen und dem Wassersport auf die Sprünge zu helfen. Wenn man bedenke, dass "der durchschnittliche Wassersportler 56 Jahre alt ist und der demografische Wandel auch vor dem Wassersport nicht haltmachen wird, ist ein neuer Impuls für die Sportschifffahrt wünschenswert", sagte Klaus-Dieter Scheuerle, Staatssekretär von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) dem Abendblatt.

Kern der Reform ist eine Lockerung der Führerscheinpflicht. Bislang dürfen Boote mit bis zu fünf PS Motorleistung ohne Führerschein gefahren werden. Künftig soll dies bis zu 15 PS möglich sein. Die sogenannte Charterbescheinigung, die es auf ausgewählten Gewässern ermöglicht, auch größere Sportboote lediglich nach einer mehrstündigen Einweisung anzumieten, soll ausgeweitet werden, etwa auf küstennahe Zonen der Ostsee. Wer einen Führerschein ablegen möchte, soll einen größeren Praxisteil durchlaufen. Sonderprüfungen, wie etwa der Nachweis für die Bedienung von Signalmitteln und das Funkzeugnis, werden in die Prüfungen integriert. Funkzeugnisse aus einem anderen EU-Mitgliedstaat werden anders als bisher anerkannt.

Was vor allem die Wassersportbranche freut, stößt jedoch auch auf Kritik: Etwa der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) nennt vor allem die Pläne für führerscheinfreies Fahren bis 15 PS in einer Stellungnahme "unverantwortlich" - und beruft sich auf Erkenntnisse, nach denen "kleine offene Sportboote mit vergleichsweise jungen Bootsfahrern an kritischen Situationen, tödlich verlaufenden Unfällen und primär an Verstößen gegen Naturschutzbestimmungen beteiligt sind". Auch die Zulassung führerscheinfreier Hausboote auf der Ostsee empfiehlt der Verband nicht - erforderlich seien besondere Kenntnisse, etwa von Navigation und Wetterkunde.

"Die Argumente sind bekannt und umfassend diskutiert", so Scheuerle. Man nehme die geäußerten Sorgen sehr ernst, da die primäre und wichtigste Aufgabe des Ministeriums und seiner nachgeordneten Behörden darin bestehe, die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs zu gewährleisten. "Erfahrungen in anderen Ländern zeigen, dass weniger restriktive Regelungen nicht zu Sicherheitseinbußen führen", betonte er. Wichtig sei zudem auch, das ökologische Gleichgewicht der Gewässer mitsamt ihrer Flora und Fauna "im Auge zu behalten". Er verwies zudem auf die bereits beschlossene Modernisierung des Prüfverfahrens für Sportboote, das bereits ab Mai 2012 gilt: "Vor dem Hintergrund, dass nur derjenige, der sein Sportboot auch sicher beherrscht, eine Gewähr für sicheren Wassersport bietet", habe man die praktischen Prüfungsanforderungen erhöht.