Im Saarland bahnt sich eine Vernunftehe von CDU und SPD an. Alternativen sind nicht in Sicht

Saarbrücken. Nicht nur körperlich laufen die Gespräche über eine Große Koalition im Saarland wie angekündigt "auf Augenhöhe". Die zierliche Regierungschefin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) ist fast genauso groß wie ihr politischer Partner in spe, der drahtige SPD-Landeschef Heiko Maas. Und inhaltlich sind beide bemüht, den Eindruck zu vermeiden, der eine könnte den anderen über den Tisch ziehen wollen. Fast wortgleich bewerteten die Christdemokratin und der Sozialdemokrat nach einer siebenstündigen Marathon-Sondierung das erste vertiefende Gespräch. Kramp-Karrenbauer sprach von einem "intensiven, sehr konstruktiven Dialog". Maas davon, es sei sehr "intensiv, sehr ernst", aber in "einer freundschaftlichen Atmosphäre" geredet worden. Ähnlich wie Kramp-Karrenbauer erklärte er: "Wenn man eine stabile Koalition will, kann das nicht auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner geschehen."

Dass der Weg dorthin kein Spaziergang wird, ist spätestens seit dem späten Sonntagabend klar. Allerdings ist derzeit auch keine Alternative zu einer Großen Koalition in Sicht. Die Frage ist eigentlich nur: jetzt sofort oder erst nach Neuwahlen? Denn weder für die Christdemokraten ist nach dem Bruch mit FDP und Grünen ein anderer Regierungspartner in Sicht, noch für die Sozialdemokraten.

Theoretisch gibt es zwar eine rot-rote Opposition. Die Linken mit ihrer Ikone Oskar Lafontaine an der Spitze sind drittstärkste politische Kraft. Und die schließen ein Zusammengehen mit der SPD nicht aus: "Wir wollen die Türen nicht zuschlagen", sagt Lafontaine. Doch scheinen die Hürden dafür zu hoch: Die SPD hat die Schuldenbremse inzwischen als "Realität" akzeptiert, die Linke lehnt sie weiter kategorisch ab.

Dagegen vereint dieses "Über-Thema" gerade Christ- und Sozialdemokraten. Für beide führt kein Weg daran vorbei, dass der Landeshaushalt saniert werden muss, wenn das Saarland eigenständig bleiben will. Und das bedeutet die Einhaltung der im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse. Das Land muss seine Neuverschuldung pro Jahr um rund 60 Millionen Euro bis 2020 auf null zurückfahren. Zu verteilen ist bei den Verhandlungen über eine Große Koalition kaum etwas. "Es ist überraschend wenig Geld da", sagte Maas.

Übereinstimmung bestehe schon bei der Wirtschafts- und Energiepolitik, hieß es. Über die Bruchstellen soll morgen bei der nächsten Sondierungsrunde noch mal gesprochen werden. Unterschiede gibt es vor allem in der Arbeits- und Schulpolitik.