Seehofer spricht von Fehler, Ex-Parteichef Huber verteidigt sich

München. In der CSU ist ein Kampf um die Deutungshoheit entbrannt, wie es vor fünf Jahren zum Rücktritt des langjährigen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Edmund Stoiber kam. Ex-CSU-Chef Erwin Huber, der Stoiber im Jahr 2007 als Parteichef beerbte, widersprach am Freitag der Darstellung des heutigen CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer, dass es sich um einen Sturz Stoibers gehandelt habe und dieser Sturz ein Fehler gewesen sei.

"Die Wörter Fehler und Putsch treffen die Vorgänge absolut nicht", sagte Huber der "Süddeutschen Zeitung" und betonte: "Auch der Rücktritt war ein Alleingang von Edmund Stoiber." Dessen "neunmonatige Abschiedstour" bis zum endgültigen Verzicht auf die beiden Spitzenämter habe zudem "uns viel Zeit und Luft gekostet für die eigene Profilierung".

Stoiber sagte jedoch dem Blatt, "manche" in der Partei hätten damals "auf Biegen und Brechen" eine Veränderung gewollt. Dies habe "wehgetan". Er verwies auf das Debakel der CSU bei der Landtagswahl 2008 unter Parteichef Huber und Ministerpräsident Günther Beckstein. Stoiber betonte: "Die 17 Prozent Verlust bei der Wahl 2008 haben unendlich geschmerzt. Die CSU stand bei meinem Abschied noch hervorragend da, bei 57, 58 Prozent. Dann muss irgendetwas passiert sein."

Seehofer hatte dem Blatt gesagt, der Sturz Stoibers sei ein "Fehler" gewesen. Es sei falsch gewesen, "eine erfolgreiche Persönlichkeit auszuwechseln". Er kritisierte: "Wenn die Umfragewerte sinken, Zustimmungswerte für die Führung zurückgehen und man Wahlen verliert, kommen Parteien oft zu dem kurzsichtigen Schluss, die Person an der Spitze auszuwechseln."

Huber dagegen: "Kreuth 2007 hat uns vor der Oppositionsbank gerettet." Wenn es die Fraktionsklausur damals nicht gegeben hätte, "dann wäre wahrscheinlich noch im selben Jahr oder spätestens 2008 die CSU in der Opposition gelandet". Die Opposition habe damals angekündigt, ein Volksbegehren zur Auflösung des Landtags in die Wege zu leiten. "In der CSU war man der Auffassung, das schaffen die", berichtete Huber. Es wäre dann zu Neuwahlen noch im Jahr 2007 gekommen. "Es gäbe heute, 2012, keinen Ministerpräsidenten der CSU, keinen Minister der CSU, wenn nicht die Fraktion in einer Ansammlung des gesamten Mutes, in einer Konzentration des Selbsterhaltungstriebes, beschlossen hätte, dem übermächtigen Stoiber ins Antlitz zu sagen, es geht nicht mehr so weiter", betonte Huber rückblickend.