Berlin. Vor den Tarifrunden bei den Beamten und den Metallern fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund deutliche Gehaltssteigerungen in diesem Jahr. Die Binnennachfrage könne mit steigenden Reallöhnen einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Wirtschaft leisten, sagte DGB-Chef Michael Sommer. Zwar schwächele die Konjunktur etwas, aber in der Industrie sei die Lage nicht nur stabil, sondern weise ausgesprochen nach oben. "Deswegen gehen wir davon aus, dass es zu den oftmals prophezeiten Einbrüchen nicht kommt", sagte Sommer.

Die IG Metall will ihre Forderung für die Tarifverhandlungen im Februar festlegen. Die für die Schlüsselbranche Automobilbau zuständige Gewerkschaft hatte im Dezember die Erwartungen an einen hohen Lohnzuwachs gedämpft. Damals nannte der einflussreiche Bezirk Baden-Württemberg eine Erhöhung von mindestens 3,4 Prozent. Bei den Mitarbeitern seien aber die Erwartungen höher. Sommer bekräftigte zudem die Forderung nach einem allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro.

Außerdem wetterte der DGB-Chef: Angesichts der unzureichenden Beschäftigung Älterer sei die Rente mit 67 "nichts anderes als eine Rentenkürzung". Er forderte, die Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters auszusetzen, "bis die Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer relevant gestiegen ist". Eine Zahl dafür nannte Sommer nicht, ließ aber durchblicken, dass auch 50 Prozent - wie dies die SPD verlangt - aus seiner Sicht unzureichend seien. Zuletzt war nur gut ein Viertel der 60- bis 64-Jährigen in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Deshalb hatte auch CSU-Chef Horst Seehofer die Rente mit 67 infrage gestellt. Sommer kündigte an, er wolle Seehofer heute fragen, ob dieser bereit sei, das Thema im Koalitionsausschuss zur Sprache zu bringen.