Der Name Müntefering steht für Politik - offenbar auch, wenn er angeheiratet wurde: Die 31-jährige Journalistin Michelle Müntefering, Ehefrau des Ex-Vizekanzlers Franz Müntefering, hat Interesse an einer Bundestags-Kandidatur bekundet.

Herne. Michelle Müntefering, Ehefrau des Ex-SPD-Chefs und früheren Vizekanzlers Franz Müntefering , nimmt Kurs auf den Bundestag: Die SPD-Ratsfrau aus Herne kündigte ihr Vorhaben nach Angaben einer Herner SPD-Sprecherin am Montagabend auf einer Vorstandssitzung an. Die Sprecherin bestätigte damit einen Bericht der WAZ-Mediengruppe aus Essen. Eine Entscheidung für die Kandidatur soll erst im Sommer fallen. Die 31-Jährige hat mindestens eine Gegenkandidatin. Ob der 71 Jahre alte Franz Müntefering noch einmal antritt, ist offen.

Der bisherige SPD-Bundestagsabgeordnete im Wahlkreis Herne/Bochum II, Gerd Bollmann (64) will zur nächsten Wahl nicht mehr antreten. Michelle Müntefering ist ausgebildete Kinderpflegerin und freie Journalistin, Herner Stadtverordnete und seit rund zehn Jahren Vize-Parteichefin in der Stadt. 2004 wurde sie in den Landesvorstand der NRW-SPD gewählt. Nach dem Abitur hatte sie ein Journalismus- und PR-Studium sowie ein Volontariat bei der SPD-nahen Zeitung „Vorwärts“ absolviert.

Ende 2009 heiratete Michelle Schumann auf der Essener Zeche Zollverein den 40 Jahre älteren Franz Müntefering. Der frühere SPD-Chef lebt mit seiner Frau im Ruhrgebiet und in Berlin. 2004 war Schumann in den Vorstand der NRW-SPD gewählt worden. In einem Interview sagte sie damals, „besonders jüngere Ruhrgebietsbewohner“ sollten sich „wieder stärker in die Politik einmischen“. In Herne engagiert sie sich lokalpolitisch.

Zunächst muss sich die stellvertretende Herner Unterbezirks-Chefin Michelle Müntefering nun gegen zumindest eine innerparteiliche Konkurrentin durchsetzen. Auch die Herner Stadtverordnete Anke Hildenbrand warf bisher ihren Hut in den Ring. Die Entscheidung, wer sich um das als sicher geltende Direktmandat bewerben darf, fällt die SPD voraussichtlich am 17. September. In der NRW-SPD stieß Michelle Münteferings Bewerbung auf positive Reaktionen. „Es ist eine vernünftige und logische Entscheidung. Sie leistet seit Jahren gute Arbeit“, sagte der Dortmunder SPD-Vorsitzende Franz-Josef Drabig.

Aus Parteikreisen verlautete, mit einer erneuten Kandidatur Franz Münteferings werde nicht mehr gerechnet. „Er hat ja ohnehin den Status eines Helmut Schmidt der NRW-SPD. Da braucht er kein Mandat mehr“, sagte ein Mitglied des Landesvorstands. Der frühere NRW-SPD-Chef Franz Müntefering war bei der letzten Bundestagswahl 2009 ohne Wahlkreis als Nummer Eins der Landesliste ins Parlament eingezogen. Bei der nächsten turnusgemäßen Bundestagswahl 2013 wäre der Ex-Bundesarbeitsminister 73 Jahre alt. Bislang hatte der Sauerländer seine Zukunft offen gelassen.

Mit Material von dpa/dapd