Ist die FDP zu retten? Michael Jürgs und Michael Spreng spielen Berater einer zerrütteten Partei

Hamburg. Eigentlich, sagt Michael Spreng, übernehme er als Berater keine aussichtslosen Fälle. Und Michael Jürgs lacht schadenfroh ins Telefon: "Die FDP beraten? Ich? Gott soll mich schonen." Auf ihrem Dreikönigstreffen beschwören die Liberalen Geschlossenheit. Doch in den Umfragen fällt die FDP auf zwei Prozent - der schlechteste Wert aller Zeiten. Im Saarland zerbricht die Koalition mit Grünen und CDU. Gibt es überhaupt eine Chance, die Partei aus der Krise zu holen? Eigentlich nicht, sagen Jürgs und Spreng. Wir haben die beiden Autoren trotzdem gebeten, in die Rolle eines Politikberaters für die FDP zu schlüpfen.

Das Personal

Jürgs und Spreng sind sich einig: Die FDP braucht eine neue Führung. Die Troika um Parteichef Philipp Rösler, Ex-Generalsekretär Christian Lindner und Gesundheitsminister Daniel Bahr ist gescheitert. "Sie war zu mutlos", sagt Spreng. Und der Schnitt zur alten Westerwelle-Partei nicht groß genug. Rösler habe die Liberalen in einem Zustand hinterlassen, dass "selbst der Sprachautomat Dirk Niebel als rhetorisches Naturtalent gilt". Und das größte Problem der Partei ist: Es gibt kaum junge Talente. Politiker wie der Ex-Chef der Jungen Liberalen, Johannes Vogel, oder Fraktionsgeschäftsführer Otto Fricke hätten noch am meisten Potenzial, sagt Spreng. "Kurzfristig ist Rainer Brüderle die letzte Kugel im Lauf." Er müsse den Parteivorsitz übernehme. Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger und Brüderle könnten für die nötige Bodenhaftung stehen. Jürgs sieht noch jemanden in der Pflicht: den Fraktionschef aus Schleswig-Holstein, Wolfgang Kubicki. Da die FDP bald sogar regional in Kiel untergehen werde, wäre der bald frei für höhere Aufgaben. "Kubicki war schon immer so frei, Klartext zu reden."

Die Inhalte

Klartext reden, ist die eine Sache. Aber mit welchen Inhalten eigentlich? "Nicht der Liberalismus ist aus der Mode, sondern nur die FDP, die ihn derzeit vertritt", sagt der Journalist Jürgs, der auch den "Spiegel" berät. Eine Partei, die für Frieden in Europa und für Bürgerrechte stehe, werde aber immer gebraucht. Die FDP als Hüterin des Rechtsstaats - darin sieht Jürgs die einzige Chance für die Partei. Datenschutz und Freiheit des Individuums seien in Zeiten des Internets wichtiger denn je. "Was dagegen aufhören müsse, sei das populistische Gequatsche von Steuersenkungen als oberstes Ziel." Der Politikberater und Blogger ( www.sprengsatz.de ) Spreng sagt sogar: Die Rücknahme der Steuervergünstigungen für Hoteliers wäre das richtige Signal. Abseits dieser Botschaft habe die FDP nicht verstanden, dass sie die Marktwirtschaft nicht mehr gegen die "rote Gefahr oder sozialistische Regulierer" verteidige. "Sondern gegen einen ungezügelten Kapitalismus", sagt Spreng. Vor allem eins müsse die FDP wieder entdecken: die soziale Marktwirtschaft.

Der Wahlslogan

Neue Spitze, neue Inhalte. Keine Garantie für bessere Zeiten bei den Liberalen. Eher die einzige Möglichkeit, sagen Jürgs und Spreng. Und in welchen Slogan würden sie eine neue FDP verpacken? "Bürgerpartei gegen Bürokratie", schlägt Jürgs vor. Und Spreng sagt: "Wieder liberal. Die FDP."