Weitere Verschuldung ist angesichts der anziehenden Konjunktur “nicht die Lösung“

Berlin. Wenige Tage vor dem G20-Gipfel in Kanada hat Kanzlerin Angela Merkel die weltgrößten Industrie- und Schwellenländer zu mehr Sparsamkeit ermahnt. Eine weitere Verschuldung könne "nicht die Lösung sein", sagte die CDU-Chefin gestern in Berlin. Es sei unklug, trotz des anhaltenden Aufschwungs kostspielige Konjunkturprogramme immer weiter laufen zu lassen. Sie warnte, es drohe die nächste Krise, wenn das globale Wachstum erneut über eine übermäßige Schuldenpolitik aufgebläht werde.

Merkel reagierte damit auf einen Brief von US-Präsident Barack Obama vom Wochenende. Darin hatte Obama die G20-Staaten davor gewarnt, zu früh mit dem Abbau der Defizite in den Staatshaushalten zu beginnen. Erste Priorität müsse zurzeit die Sicherung und Stärkung des Wachstums haben.

Merkel äußerte sich nach einem Treffen mit ihrer Beratergruppe zu Finanzfragen um den früheren EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing. Die CDU-Chefin sagte, es habe Einigkeit geherrscht, dass keinesfalls die Anstrengungen erlahmen dürften, tatsächlich jedes Finanzprodukt, jeden Finanzakteur und jeden Finanzplatz zu regulieren und mehr Transparenz zu schaffen.

Merkel bekräftigte die Absicht der Bundesregierung, eine nationale Bankenabgabe einzuführen, um die Finanzbranche an den Kosten künftiger Krisen zu beteiligen. Auch erneuerte Merkel ihre Forderung nach einer Finanztransaktionssteuer, die nach ihren Worten am besten global eingeführt werden sollte. Der G20-Gipfel am Wochenende in Toronto ist das vierte Treffen der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Bereits am Freitag beginnt der G8-Gipfel in Huntsville.