Mit ihrer Petition an den Bundestag mobilisieren sie rund 175 000 Menschen

Hamburg. Achtungserfolg für die deutschen Hebammen: Rund 175 000 Bürger haben eine Petition ihres Verbands an den Bundestag unterzeichnet, mit der eine wohnortnahe Versorgung mit Hebammenhilfe sichergestellt werden soll. Diese Eingabe, deren Zeichnungsfrist heute endet, ist eine der größten der Bundesrepublik.

Kern der Forderung ist eine bessere Bezahlung und eine Absenkung der Haftpflichtprämien. Nachdem diese in den vergangenen Jahren bereits drastisch gestiegen sind, sollen sie zum 1. Juli erneut angehoben werden. Waren 1992 noch 179 Euro fällig, werden es dann 3689 Euro sein. "Viele Hebammen fürchten um ihre Existenz", sagte Edith Wolber, Sprecherin des Deutschen Hebammenverbands (DHV), dem Abendblatt. Rund 17 400 Geburtshelferinnen von bundesweit 19 000 sind im DHV organisiert. Vor allem die mehr als 15 000 Freiberuflichen müssen nun um ihre Zukunft bangen. "Ihr Nettoverdienst beläuft sich im Schnitt auf 7,50 Euro pro Stunde", so Wolber, "damit kommen sie auf ein zu versteuerndes Einkommen von 14 150 Euro im Jahr. Die hohe Versicherungssumme können sie kaum bezahlen."

Die Konsequenz: Schon in den letzten Jahren sind immer mehr Hebammen aus der Geburtshilfe ausgestiegen und bieten - wie mittlerweile drei Viertel der Freiberuflerinnen - nur noch Kurse oder Vor- und Nachsorgeuntersuchungen an. Dann sind die Prämien deutlich niedriger, weil eben nicht die Gefahr besteht, dass es bei einer Geburt zu einem Schadensfall kommt. "Schon heute kann eine flächendeckende Versorgung nicht mehr angeboten werden", warnt Wolber angesichts dieses Trends. Betroffen sei auch die Kliniklandschaft, da sich vor allem kleinere Häuser keine eigenen Geburtsstationen mehr leisten könnten.

"Ein Abbau der flächendeckenden Versorgung durch Hebammen wäre eine erhebliche Einschränkung des Angebots und damit der Wahlfreiheit für schwangere Frauen", sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach dem Abendblatt. "Bundesgesundheitsminister Rösler sollte hier dringend Vorschläge vorlegen, wie man dieser Bedrohung sinnvoll entgegenwirken kann." Am 28. Juni wird der Petitionsausschuss des Bundestages in einer öffentlichen Sitzung über den Antrag beraten.