Berlin/Paris. Das für gestern Abend in Berlin geplante Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy ist kurzfristig abgesagt worden. Das teilten die französische Botschaft in Berlin und das Bundespresseamt mit. Merkel und Sarkozy hatten gemeinsam den EU-Gipfel am 17. Juni vorbereiten wollen, in dessen Mittelpunkt die europäische Wachstumsstrategie steht.

Wie es aus deutschen Regierungskreisen hieß, wurde der Termin wegen der Haushaltsklausur des Bundeskabinetts und anschließenden Terminen verschoben. Dies sei "einvernehmlich" mit dem Élysée-Palast geschehen. Das Treffen soll jetzt am 14. Juni in Berlin stattfinden. Merkel und Sarkozy wollten neben dem EU-Gipfel auch die nächsten Treffen der G8-Staaten und G20-Länder vorbereiten.

Dass ein derart ranghohes Treffen so kurzfristig verschoben wird, kommt äußerst selten vor. Die Bundesregierung machte zwar Termingründe geltend, ist sich mit Frankreich aber seit Monaten uneinig in einer wesentlichen Frage - der von Frankreich geforderten Wirtschaftsregierung für die Euro-Länder. Berlin lehnt dies ab, weil Merkel um die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank fürchtet.

Als es vor einigen Wochen um das milliardenschwere europäische Rettungspaket für Griechenland gegangen war, hatte Frankreich sich über die zögerliche deutsche Haltung geärgert - dadurch sei die Aktion um ein Vielfaches teurer geworden, kritisierte Paris. Statt 15 Milliarden koste es nun 750 Milliarden Euro, hieß es in Paris.

Auch Sarkozy steht in Frankreich unter Druck. Er ist in den Verdacht geraten, in eine Korruptionsaffäre verwickelt zu sein. Nach Presseberichten stellt ein Luxemburger Polizeibericht fest, dass Sarkozy als Budgetminister 1994 die Gründung des Instituts Heine in Luxemburg beaufsichtigt hat, über das die Staatswerft DCN bei U-Boot-Geschäften mit Pakistan Schmiergeld zahlte. Der mit dem Fall befasste Rechtsanwalt Olivier Morice verlangte Sarkozys Rücktritt.

In der Debatte vermengt sich die Affäre um Schmiergelder der DCN bei Auslandsgeschäften mit der Affäre um einen Selbstmordanschlag auf U-Boot-Spezialisten der DCN in Pakistan. Ein Teil der Schmiergelder soll nach Paris zurückgeflossen sein, um 1995 den Präsidentenwahlkampf des Premierministers Edouard Balladur zu finanzieren. Sarkozy war Balladurs Wahlkampfmanager. Balladur verlor aber. Wahlsieger Jacques Chirac soll die Auszahlung der Schmiergelder gestoppt haben. Nun besteht der Verdacht, der Anschlag mit elf getöteten Franzosen 2002 sei dafür die Rache gewesen.