Angebliches Zerwürfnis mit Merkel wegen Euro-Rettungspakets

Hamburg. Noch immer wird gerätselt, ob Horst Köhler bei seinem Rücktritt als Bundespräsident die wirklichen Gründe dafür genannt hat. Ging es tatsächlich nur um die Reaktionen auf seine Äußerungen zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan? Nach einem Bericht von "Welt Online" könnte vielmehr ein Zerwürfnis mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dahinter stehen.

Gerüchten in der Hauptstadt zufolge soll sich Köhler im Zusammenhang mit dem Rettungspaket für den Euro von der Kanzlerin unter Druck gesetzt gefühlt haben. Demnach hätte Köhler offenbar gerne mehr Zeit gehabt, das entsprechende Gesetz zu prüfen. Doch Merkel habe auf die Gefahr für Europa und den Euro hingewiesen, sollte Deutschland das Rettungspaket verzögern. Köhler hatte sich auch in der Vergangenheit schon viel Zeit für die Prüfung von Gesetzen genommen, etwa bei der Sperrung kinderpornografischer Internetseiten. Er hatte zunächst verfassungsrechtliche Bedenken geäußert und weitere Stellungnahmen von der Regierung angefordert.

Köhler plant dem Bericht zufolge ein großes Abschiedsinterview, in dem er seinen Rücktritt ausführlich begründen will. Der ehemalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering äußerte öffentlich, die Kritik an Köhlers Afghanistan-Aussagen sei nur "der letzte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat". Er zweifele daran, dass Köhler "alle tatsächlichen Gründe" dargelegt habe. "Ich glaube, Köhlers Seele war schon wund gescheuert", wird Müntefering zitiert.