Dem Kirchenoberen wird Beihilfe zu sexuellem Missbrauch vorgeworfen

Rom/Freiburg. Nun gerät auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, in den Sog der Missbrauchsvorwürfe innerhalb der katholischen Kirche. Gegen ihn wird wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch von Kindern ermittelt, wie die Freiburger Staatsanwaltschaft gestern mitteilte. Obwohl der Erzdiözese Freiburg sexuelle Übergriffe eines Priesters bekannt gewesen sein sollen, hat Zollitsch angeblich als damals zuständiger Personalreferent im Jahr 1987 veranlasst, dass der katholische Pater in Birnau am Bodensee erneut angestellt wird.

Die Staatsanwaltschaft Konstanz hat die Ermittlungen übernommen, da die Haupttaten des Paters im dortigen Zuständigkeitsbereich begangen worden sein sollen. Die Anzeige gegen Zollitsch wurde laut Staatsanwaltschaft im Mai erstattet. Das erzbischöfliche Ordinariat Freiburg wies laut "Report Mainz" die Vorwürfe als "sensationsheischend" zurück. Die Erzdiözese Freiburg sei in Kontakt mit der Staatsanwaltschaft, um die "Substanzlosigkeit der Vorwürfe" gegen den Erzbischof rasch dokumentieren zu können. Zollitsch habe keinesfalls die Anstellung des Paters in Birnau veranlasst. Der Pater habe vielmehr zur Klostergemeinschaft des Zisterzienserordens in Birnau gehört. Deren Zusammensetzung werde vom Abt des Ordens "eigenständig" geregelt.

Unterdessen hat der zurückgetretene Augsburger Bischof Walter Mixa überraschend den Vatikan besucht. Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" soll er sich vor der Bischofskongregation um eine Teilrehabilitierung bemüht haben, nachdem sich Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen ihn als gegenstandslos erwiesen. Das Augsburger Ordinariat bestätigte gestern die Romreise. Anschuldigungen, Mixa habe als Stadtpfarrer von Schrobenhausen in den Jahren 1975 bis 1996 Heimkinder massiv geprügelt und Stiftungsgeld zweckentfremdet, wurden inzwischen zwar erhärtet, sind aber verjährt. Es gilt in Augsburger Bistumskreisen als unwahrscheinlich, dass sich Mixa um eine Rücknahme seines im April eingereichten und vom Papst angenommenen Rücktritts als Bischof bemüht. Dieser sei eine kirchenrechtlich abgeschlossene Angelegenheit, hieß es. Es sei eher normal, dass ein Bischof bei so schweren Vorwürfen vor der Bischofskongregation im Vatikan Stellung bezieht. Der Augsburger Weihbischof Josef Grünwald und Bistumsverwalter untersagte Mixa eine Feier zu dessen 40. Priesterjubiläum an der Gebetsstelle Wigratzbad am Bodensee. Dort soll es Erscheinungen gegeben haben, die von der Kirche nicht anerkannt werden.