“Ein Mensch, ein Emissionsrecht“ lautet die Formel von Wissenschaftlern

Potsdam/Hamburg. Der Klimaschutz muss sich nach Ansicht deutscher Forscher weltweit radikal ändern. Die zurzeit geltenden Selbstverpflichtungen zur Verminderung der Treibhausgase reichten nicht, schreibt das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Die Autoren des neuen PIK-Reports fordern einen klar bestimmten Pro-Kopf-Ausstoß für alle Menschen weltweit.

So solle jeder Mensch im Schnitt eine Höchstmenge an Treibhausgasen verursachen dürfen. "Ein Mensch, ein Emissionsrecht" lautet die Formel. Danach könnten Emissionsrechte von jährlich fünf Tonnen Kohlendioxid pro Person vereinbart werden. Von 2015 an sollte diese Menge fortlaufend sinken. Produziere ein Land mehr Kohlendioxid (CO2), müsste es an einer Art Börse die Erlaubnis dafür kaufen.

Nur so könne das weltweite Zwei-Grad-Ziel der Kopenhagen-Vereinbarung noch erreicht werden, schreibt das PIK. Eine Erderwärmung um zwei Grad Celsius wird als gerade noch verkraftbar angesehen. Die Selbstverpflichtung der Länder im Rahmen des Kopenhagen-Papiers würde zu einer Erwärmung um mehr als drei Grad in diesem Jahrhundert führen, erklärte PIK-Direktor Hans Joachim Schellnhuber. Er sprach mit Blick auf Klimagipfel wie Kopenhagen von einem "Klimabasar".

"Um neuen Schwung in die Verhandlungen über ein globales Klimaschutzabkommen zu bringen, bedarf es einer wirkungsvollen und gerechten Strategie", sagte Lutz Wicke, Umweltexperte der Wirtschaftshochschule ESCP Europe in Berlin. Er hat die neue "2°Max-Strategie" gemeinsam mit Schellnhuber und PIK-Forscher Daniel Klingenfeld verfasst.

Schellnhuber sagte, für das Zwei-Grad-Ziel sollten die Emissionsgrenzen nicht nach Ländern, sondern weltweit bestimmt werden. Im Ergebnis hätten auch Entwicklungsländer einen großen Anreiz für Klimaschutz. Denn sie könnten nicht benötigte Verschmutzungsrechte verkaufen.