Katholische Bischöfe erwägen Verschärfung ihrer Leitlinien

Vatikanstadt. Lange hat Papst Benedikt XVI. zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche geschwiegen. Jetzt will er offenbar um Verzeihung für den Skandal bitten. Zum Abschluss des Priesterjahrs am 11. Juni wolle die Kirche in einem liturgischen Akt die Vergebung Gottes und der Mitmenschen für die Vergehen von Geistlichen und anderen Kirchenmitarbeitern an Kindern und Minderjährigen erbitten, heißt es in Vatikankreisen. Zudem wolle sich der Papst in einem Rundschreiben an die rund 400 000 katholischen Priester in aller Welt wenden und darin auf die Delikte eingehen.

Die Vergebungsbitte könnte ähnlich wie das historische "Mea culpa" des letzten Heiligen Jahres gestaltet sein. Damals, am 12. März 2000, bat Johannes Paul II. um Vergebung für Fehler und Versäumnisse von Kirche und Christen im Laufe der Geschichte.

Unterdessen will die katholische Kirche die Leitlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch verschärfen. Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) kam gestern zu ersten Beratungen in Würzburg hinter verschlossenen Türen zusammen.

Der Ständige Rat ist das höchste Gremium der DBK zwischen deren Vollversammlungen. Auf dem Tisch lag zunächst ein Entwurf neuer Leitlinien, im Juni ist der Beschluss einer Neufassung geplant. Die Vertreter der 27 Bistümer wollten klären, wie die Zusammenarbeit mit den Staatsanwaltschaften optimiert werden kann, so eine Sprecherin der Bischofskonferenz. Eventuell soll eine Anzeigepflicht für Missbrauchsfälle eingeführt werden. In Kirchenkreisen wird diskutiert, dass die Leitlinien sich künftig nicht nur auf Priester beziehen sollen, sondern auch auf pädagogische Mitarbeiter.