Berlin. - Es ist fast wie beim Domino. Am Mittwoch schickte der mit Prügelvorwürfen konfrontierte Augsburger Bischof Walter Mixa dem Papst einen Brief, in dem er um Entbindung von allen seinen Hirtenpflichten bat. Am Donnerstag entließ Benedikt XVI. den irischen Bischof James Moriarty, der den sexuellen Missbrauch von Kindern in seinem Verantwortungsbereich jahrzehntelang geduldet hatte. Und am Freitag durfte der Bischof von Brügge seine Sachen packen. Und zwar von jetzt auf gleich. Am Morgen hatte die belgische Nachrichtenagentur Belga berichtet, der 73-jährige Roger Vangheluwe habe gestanden, in seiner Zeit als einfacher Priester und auch "eine gewisse Zeit" als Bischof einen Jungen fortgesetzt sexuell missbraucht zu haben - am Mittag war Vangheluwe weg. Das dürfte als Geschwindigkeitsrekord in die Annalen des Vatikans eingehen.

Weg ist seit Freitag übrigens auch Mixas Pressechef Dirk Hermann Voß. Der, hieß es, sei von dem inzwischen im Urlaub weilenden Walter Mixa persönlich entlassen worden. Im Diözesanrat war Voß entscheidende Mitverantwortung für Mixas Salamitaktik nach den Prügel- und Veruntreuungsvorwürfen angelastet worden.

Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" hat unterdessen an den Vatikan appelliert, über das Rücktrittsersuchen Mixas möglichst rasch zu entscheiden. Eine lange Hängepartie sei den Gläubigen im Bistum Augsburg nicht zuzumuten, sagte "Wir sind Kirche"-Sprecher Christian Weisner in München.

Die Mehrheit der deutschen Katholiken sieht den Umgang der Kirche mit Fällen sexuellen Missbrauchs inzwischen kritisch. 77 Prozent haben einer am Freitag in der "Bild"-Zeitung veröffentlichten Umfrage zufolge den Eindruck, dass die Kirche versucht, manches zu vertuschen. Dagegen meinen 16 Prozent, die bisher bekannt gewordenen Missbrauchsfälle würden von der Kirche offen und vorbehaltlos aufgeklärt. Nach der Forsa-Umfrage haben 23 Prozent der deutschen Katholiken vor dem Hintergrund der Missbrauchsfälle schon einmal an einen Kirchenaustritt gedacht. 64 Prozent meinten, dass die jüngsten Fälle das Ansehen der Kirche dauerhaft beschädigten. Zugleich ist eine große Mehrheit von 87 Prozent nicht der Meinung, dass Papst Benedikt XVI. wegen der Missbrauchsfälle zurücktreten sollte. Die Hälfte der Befragten sieht einen Zusammenhang zwischen dem Zölibat und den Fällen sexuellen Missbrauchs. 81 Prozent sprechen sich dafür aus, die verpflichtende Ehelosigkeit der Priester abzuschaffen.