Würden wir nicht alle manchmal gern ein bisschen langsamer machen? Und über den Spruch “In der Ruhe liegt die Kraft“ nicht nur müde lächeln?

Denn wer hat schon Zeit für Ruhe? Leistung zählt, ständige Verfügbarkeit, Flexibilität. Aber vielleicht sind das nur Umschreibungen für gehetzt und getrieben. Wer Entschleunigung sucht oder etwas mehr von der Welt wahrnehmen will, hat in der modernen Arbeitswelt schon verloren. Dort zählt nicht, wer sich besinnen will, nur wer besinnungslos weiterhetzt. Was für ein Irrsinn.

"Nichts ist unmöglich", lautet ein Werbeslogan, der deshalb so eingängig ist, weil wir an ihn glauben wollen. Und dann bricht ein Vulkan aus, in Island, Tausende Kilometer entfernt, und erinnert uns daran, dass die Natur uns Grenzen setzt und stärker ist als wir. Unmöglich! Dass sie uns Erdbeben, Fluten, Stürme schickt, gegen die wir machtlos sind. Hatten wir das schon wieder vergessen, obwohl uns doch gerade erst der Winter mit Eis und Schnee auf Straßen und Schienen lahmgelegt hatte? Jetzt sind die Flughäfen dran.

Natürlich ist es ärgerlich, wenn man nun zur Familienfeier oder in den Urlaub nicht fliegen kann. Und es mag zur Katastrophe werden, wenn die medizinische Versorgung stockt, weil kein Flug geht. Aber brauchen wir Flugananas und Spargel zu Weihnachten? Könnten wir nicht auch etwas gewinnen, wenn wir am Boden blieben, statt in die Luft zu gehen? Beispielsweise Bescheidenheit, Lässigkeit, Ungestörtheit, Zeit, den Blick auf Naheliegendes?

Bisher ist es doch leider so: Schon morgens beim Frühsport im Schwimmbad sieht man manche Menschen länger am Handy als beim Bahnenziehen. Nach dem Kaffee zum Mitnehmen folgt Fast Food. Für Gespräche bleibt keine Zeit. Längst haben wir uns daran gewöhnt, dass es möglich ist, mit Menschen in aller Welt gleichzeitig zu chatten oder per Webcam nachzuschauen, wie es am Urlaubsort aussieht, den man ansteuert. Nicht nur Manager düsen zu Messen und Konferenzen quer durch Europa, obwohl man sich doch längst per Internet treffen könnte.

Vielleicht sollten wir uns abgewöhnen, für den Preis einer Taxifahrt ins Ausland fliegen zu wollen. Und genießen, was wir dadurch gewinnen. Denn grenzenlos ist die Freiheit nicht über den Wolken, sondern hier bei uns.