Berlin. Schon bevor Hellmut Königshaus (59) sein neues Amt angetreten hat, lastet der Schatten eines Leopard-2-Panzers darüber. Am 12. Mai soll der FDP-Bundestagsabgeordnete Wehrbeauftragter des Bundestages werden. Ein Amt mit Prestige und einer politischen Durchschlagskraft, die Vorgänger Reinhold Robbe (SPD) sorgsam, aber unbeirrt genutzt hat.

Königshaus hingegen muss sich beinahe Spott gefallen lassen, weil er den Einsatz der 60 Tonnen schweren Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 in Afghanistan gefordert hatte. "Wer in das Kanonenrohr eines Leopard 2 schaut, überlegt sich zweimal, ob er eine deutsche Patrouille angreift", hatte Königshaus gesagt. Im Abendblatt hatte der ehemalige Vier-Sterne-General Klaus Reinhardt dieses Ansinnen als nicht praktikabel bezeichnet. Man kämpfe schließlich gegen Taliban, die in kleinen Gruppen aufträten. Reinhardt sprach von "Aktionismus". Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kommentierte am Wochenende, es sei zuletzt "von vielen Seiten leider viel Inkompetentes" gesagt worden. Und auch der Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) befand: "Der Leopard macht zumindest um Kundus herum nach heutiger Einschätzung alles andere als Sinn."

Königshaus verteidigte seinen Panzer-Vorstoß jetzt halbherzig: "Mir ging es grundsätzlich um die Enttabuisierung der schweren Waffen", sagte er der "Rhein-Zeitung". Im "Südkurier" sagte Königshaus: "Das heißt natürlich nicht, dass die Leopard-Panzer bei Patrouillen mitfahren sollen. Auch sollen Kampf- oder Schützenpanzer nicht die Dingo-Radfahrzeuge ersetzen. Aber es ist doch offensichtlich, dass in bestimmten Gefechtssituationen die Zuführung von schweren Waffen durchaus hilfreich sein könnte - und zwar gerade weil sie als Kettenfahrzeuge nicht an Straßen gebunden sind."

Den Eindruck, dass die Bundeswehr mit schwerem Gerät als Besatzer erscheine, wies Königshaus zurück: Der Panzereinsatz der kanadischen Armee im Süden Afghanistans habe der Bevölkerung gezeigt, dass sie auf den Schutz durch die Soldaten vertrauen könne.

Kritiker sehen den sonst ruhigen und besonnenen Juristen Königshaus jetzt schon diskreditiert und überfordert im künftigen Amt. Denn "Anwalt der Soldaten" steht in Königshaus' Marschbefehl. Für diesen Job hat er das Mandat des Bundestages. Nicht für das eines Nebenstrategen oder Waffenbeschaffers. Vom 12. Mai an hat er nach viel Theorie dann häufig Gelegenheit, sich die Nöte und Sorgen der Truppe anzuhören.