Große Erwartungen an Benedikt-Besuch in Malta. Der Vatikan hält ein Treffen von Papst Benedikt XVI. mit Missbrauchsopfern bei seinem Besuch in Malta am kommenden Wochenende für möglich.

Vatikanstadt. Der Papst sei bereit, erneut Opfer von sexuellem Missbrauch in Kircheneinrichtungen zu treffen, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. Dies müsse aber in einem Klima der "Andacht und Reflexion" und nicht unter Druck der Medien geschehen. Auf dem offiziellen Plan für die Reise steht keine Begegnung mit Missbrauchsopfern. Doch das war auch nicht in den USA und Australien der Fall, wo Benedikt mit Missbrauchsopfern gesprochen hatte.

Eine Gruppe maltesischer Männer, die nach eigenen Angaben in den Achtzigerjahren von Priestern in einem katholischen Waisenhaus Maltas missbraucht worden sind, will den Papst treffen. Es gehe ihnen um Gerechtigkeit, sie wollten keine Entschädigung, hatte ihr Vertreter Lawrence Grech gesagt: "Wir bitten darum, den Papst für ein paar Minuten hinter verschlossenen Türen treffen zu können, um uns zu helfen, das Trauma zu überwinden." Andere mutmaßliche Missbrauchsopfer kündigten Proteste im Zuge des Papst-Besuches an. Willkommenstafeln für den Papst wurden beschädigt.

Vatikan-Sprecher Lombardi sagte: "Der Papst kann treffen, wen er möchte, das hängt von den Umständen ab. Ich rate jedoch dazu, sich keine allzu großen Hoffnungen zu machen."

Die Grünen im Bundestag haben derweil die Erläuterung des Vatikans zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche begrüßt. Der religionspolitische Sprecher der Fraktion, Josef Winkler, sprach von einem "ersten Schritt auf einem langen Weg". Der Vatikan stelle klar, dass Kirchenrecht nicht Strafrecht breche und Opferschutz vor dem Schutz der Institution stehe, so Winkler.

Nach den Missbrauchsfällen steigt die Zahl der Kirchenaustritte in einigen Regionen in Deutschland offenbar an. Ein eindeutiger Austrittstrend ist allerdings nach einer Umfrage unter Bistümern nicht erkennbar. Unklar bleibt nach Angaben von Kirchensprechern, ob die Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche Hauptgrund für die Austritte sind. Im Erzbistum Freiburg erklärten mehr als doppelt so viele Gläubige im vergangenen Monat im Vergleich zum Vorjahr ihren Austritt aus der katholischen Kirche.

In Österreich hat zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche ein runder Tisch zum ersten Mal im Familienministerium getagt. Zuvor hatte es Kritik gegeben, dass keine Opfer eingeladen sind. Es solle aber nicht um das Aufarbeiten aktueller Fälle gehen, sondern um Vorbeugung und um die Reaktion bei einem Verdacht. Außerdem sollen Eltern und Kinder sensibilisiert werden.

Das österreichische Bistum Linz will 30 Verdachtsfälle von Missbrauch und Gewalt durch die Staatsanwaltschaft prüfen lassen. Bei den Tätern handele es sich nach den Worten des Missbrauchsbeauftragten der Diözese, Josef Gruber, fast ausnahmslos um katholische Priester oder Ordensleute. Die meisten Fälle seien zwar vermutlich verjährt, sollten aber trotzdem überprüft werden.