Hamburg/Berlin. Das Vorhaben von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), die Chancen von Alleinerziehenden auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, ist bei den Gewerkschaften auf große Zustimmung gestoßen. Er begrüße die Pläne von der Leyens ausdrücklich, sagte DGB-Chef Michael Sommer dem Hamburger Abendblatt. "Mit einer besonderen und verbesserten Förderung können Alleinerziehende aus dem Hartz-IV-Bezug herauskommen. Das dient den Betroffenen und auch ihren Kindern."

Langzeitarbeitslosigkeit der Eltern und erlebte Perspektivlosigkeit in der Familie führten allzu oft zu sogenannten Hartz-IV-Biografien, fügte Sommer hinzu. "Gezielte Förderung von Alleinerziehenden kann aus diesem Teufelskreis herausführen."

Alleinerziehende seien "qualifiziert und sehr motiviert, Anschluss an den Arbeitsmarkt zu bekommen", bekräftigte der DGB-Chef. "Ein neues Denken in der Förderung Alleinerziehender ist ein Schritt in die richtige Richtung."

Auch bei der FDP finden die Pläne von der Leyens positiven Widerhall: "Kinder dürfen in dieser Gesellschaft und in Bezug auf den Arbeitsmarkt nicht als Belastung gelten, sondern müssen als Bereicherung wahrgenommen werden. Frauen und Männer bringen durch ihre Eigenschaft als Mütter oder Väter oft wichtige Kompetenzen mit, die eine Chance für den Arbeitgeber sind", sagte die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende und familienpolitische Sprecherin, Miriam Gruß, dem Abendblatt.

Entscheidend sei ein Netz aus "Infrastruktur, Sachleistungen und natürlich gesellschaftlichem Verständnis". Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle hatte sich nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zu Hartz IV zuletzt kritisch zu den Auswüchsen der Sozialleistungen geäußert. Dass die familienpolitische Sprecherin Gruß nun Gutscheine ins Spiel bringt, macht klar: Es geht nicht um eine Erhöhung von Hartz-Zahlungen. Allerdings wollen FDP und CDU einen Weg finden, das Schonvermögen der Hartz-IV-Bezieher sowie die Hinzuverdienstgrenzen zu erhöhen. Damit wäre ein größerer Anreiz geschaffen, auch niedrig bezahlte Jobs anzunehmen.

Von der Leyen hatte im Abendblatt-Interview angekündigt, sie werde am 21. April dem Haushaltsausschuss des Bundestages ein detailliertes Konzept vorlegen, wie die Situation von Alleinerziehenden auf dem Arbeitsmarkt verbessert werden kann. Sie werde dafür sorgen, dass in den Jobcentern "der Blick auf Alleinerziehende anders wird", sagte die Ministerin. "Wir müssen weg von der Haltung: Da ist ein kleines Kind, da hat es keinen Sinn zu vermitteln."

Die Jobcenter müssten "aktiv mithelfen, die Hürden aus dem Weg zu räumen". Zum Beispiel könnten sie eine gute Kinderbetreuung organisieren. Sie könnten auch mit den Arbeitgebern geeignete Arbeitsbedingungen aushandeln. Die Ministerin forderte: "Ich will ein neues Denken mit mehr Flexibilität und Sensibilität." Alleinerziehende wollten "raus aus der Langzeitarbeitslosigkeit, doch die Hürden sind zu hoch", kritisierte die CDU-Politikerin. "Es mangelt an Plätzen in Kindertagesstätten und Ganztagsschulen, es mangelt an familienfreundlichen Arbeitszeiten." Die 600 000 Alleinerziehenden, die von Hartz IV lebten, hätten auch nicht von der guten Konjunktur vor der Krise profitieren können. "Das darf sich im nächsten Aufschwung nicht wiederholen."