Berlin. Die geplante Wehrdienstverkürzung auf sechs Monate bedeutet womöglich Mehrkosten für den Verteidigungsetat von rund 26 Millionen Euro. Dies sei eine Zahl, die in dem zwischen Verteidigungs- und Familienministerium abgestimmten Gesetzentwurf genannt werde, hieß es in Kreisen des Verteidigungsministeriums am Mittwoch. Begründet werden die Zusatzkosten damit, dass durch den verkürzten Wehrdienst mehr Rekruten als bislang eingezogen werden und dadurch höhere Kosten für Ausrüstung und Verwaltungsaufwand anfallen.

Die Wehrdienstverkürzung wird aber nicht nur teuer. Wegen der gleichzeitigen Verkürzung des Zivildienstes wird sie für die Träger äußerst kompliziert. Denn ein halbes Jahr ist angesichts notwendiger Ausbildung und Einarbeitungszeit womöglich in vielen Fällen einfach zu kurz für einen sinnvollen Einsatz. Nun wird fieberhaft nach Auswegen gesucht. Im Gespräch ist etwa, eine freiwillige Verlängerung des Zivildienstes zu ermöglichen. Doch die Zeit drängt: Schon ab dem 1. August soll nach der neusten Planung der Koalition der Wehrersatzdienst verkürzt werden.

Die Bedeutung des Zivildienstes zeigt sich schon daran, dass sich dafür mittlerweile deutlich mehr junge Männer als für den Wehrdienst entscheiden. So wurden im Jahr 2009 rund 68 000 junge Menschen zum Wehrdienst eingezogen, aber mehr als 90 000 entschieden sich für den Zivildienst. Aus Krankenhäusern und Pflegeheimen sind die jungen Männer kaum noch wegzudenken.

Das für Sozialpolitik verantwortliche Diakonie-Vorstandsmitglied Kerstin Griese sagt, die Träger bräuchten "vor allem Planungssicherheit". Derzeit herrsche eine "große Verwirrung und ein großes Durcheinander".

Manche Einsatzmöglichkeiten wie etwa bei Rettungsdiensten, die eine längere Ausbildung erfordern, werden Zivildienstleistenden bei einer sechsmonatigen Dauer künftig wohl nicht mehr offenstehen. Generell würden für sie anspruchsvollere Tätigkeiten schwerer möglich sein. Es bestehe die Gefahr einer "gewissen Trivialisierung" des Dienstes, also mehr Einsätze zum Beispiel in Fahrdiensten.

Ein Ausweg könnte die Stärkung des freiwilligen Engagements sein. Entscheidend sei, dass das durch die Verkürzung eingesparte Geld in freiwillige Dienste fließe, fordert Griese. Noch fehlen den Experten aber auch in diesem Punkt eindeutige Entscheidungen. Es müsse etwa geklärt werden, ob und wie ein Zivildienstleistender bei einer freiwilligen Verlängerung vorzeitig aussteigen könne.