Rom. Im Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche gibt es neue Vorwürfe gegen Papst Benedikt XVI. Wie die Zeitung "New York Times" gestern unter Berufung auf Kirchenakten berichtete, hat der damalige Kardinal Joseph Ratzinger in den 1990er-Jahren nichts gegen einen Priester unternommen, der in den USA offenbar bis zu 200 gehörlose Jungen missbraucht hatte. Aus den bislang geheimen Dokumenten gehe hervor, dass Ratzinger Ende der 1990er-Jahre als Präfekt der Glaubenskongregation vom damaligen Erzbischof von Milwaukee über den Fall informiert wurde, doch darauf nicht reagierte. Zudem soll sich der betroffene Priester Lawrence Murphy 1996 selbst in einem Brief an ihn gewandt haben.

Vatikan-Sprecher Federico Lombardi sagte, der Vatikan sei erstmals Ende der 1990er-Jahre über den Fall informiert worden, mehr als 20 Jahre nach einer ersten Meldung bei der Polizei. Die US-Behörden hätten ein Verfahren gegen Murphy eingestellt.