Früher, in ruhigeren Zeiten, war die europäische Diplomatie überschaubar: Oft stritten die EU-Staatschefs zwar wie die Kesselflicker und verhandelten nächtelang, doch zuletzt wurde ein Kompromiss gefunden.

Meist war es Helmut Kohl, der mit der deutschen Scheckbuch-Diplomatie eine Einigung und Europa voranbrachte.

Die Zeiten haben sich geändert. Angela Merkel präsentiert sich in dem aktuellen Streit um EU-Hilfen für Griechenland plötzlich als Eiserne Lady, als Madame No. Diese Rolle ist so unbeliebt wie notwendig. Denn hier geht es nicht nur ums Geld, es geht um die Zukunft des Euro und die Frage, was die EU-Verträge eigentlich noch wert sind. Als die Währungsunion beschlossen wurde, schlossen alle die Haftungsübernahme für Pleitestaaten aus. Wer heute dem portugiesischen Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso oder der spanischen Ratspräsidentschaft lauscht, hört ganz andere Töne. Sie fordern Solidarität von den Deutschen, aber denken vermutlich an ihre leidenden Heimatstaaten.

Dabei wären verfrühte Hilfszusagen doppelt gefährlich - sie senken den Reformdruck in Südeuropa und befördern eine Vollkasko-Mentalität, das Risiko eines sogenannten moral hazard. Wenn sich Staaten wie Italien, Spanien oder Portugal der Hilfe sicher sein können, werden sie weiter wirtschaften wie bisher. Einiges spricht sogar dafür, dass die üppigen EU-Transferleistungen der Vergangenheit das Problem verschärft haben. Der griechische Schriftsteller Petros Markaris merkte vor Kurzem an, der EG-Beitritt und das viele Geld hätten die Mentalität der Griechen geändert, hin zu einem Leben auf Pump. Trotzdem darf Griechenland jetzt nicht allein gelassen werden. Hilfe kann in diesen Tagen aber nur vom Internationalen Währungsfonds kommen, weil er allein die nötigen Reformen vor Ort erwirken kann. Das wird für die Partner in der EU schon teuer genug.