Berlin. Die Zahl der politisch motivierten Straftaten in Deutschland hat im vergangenen Jahr einen Rekordstand erreicht. Es wurden insgesamt 33 917 Delikte gemeldet, teilte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) gestern in Berlin mit. Im Vergleich zum Jahr 2008 ist das ein Plus von 6,7 Prozent. Damit wurde seit der Einführung des derzeit geltenden Erfassungssystems im Jahr 2001 der bislang höchste Wert erreicht. Im Bereich der politisch motivierten Gewalttaten wurden etwas mehr als 3000 Delikte gezählt. Das ist ein Anstieg um rund ein Fünftel. Vor allem aus dem linken Spektrum hätten die Gewalttaten stark zugenommen, sagte de Maizière.

1822 politisch motivierte Körperverletzungen und Tötungsdelikte wurden aus dem linken Spektrum gezählt. Hier gab es einen Anstieg um mehr als 50 Prozent. De Maizière sagte, es seien erstmals mehr Körperverletzungen aus politisch linker als aus politisch rechter Motivation begangen worden. Vor allem Polizisten seien das Ziel linker Gewaltausbrüche gewesen. Deshalb sei es wichtig, wie von der Koalition geplant strafrechtlich den Schutz von Polizeikräften vor solchen Angriffen zu verbessern, sagte Innenminister de Maizière. Insgesamt stieg die Zahl linker Straftaten im Vergleich zu 2008 um 39,4 Prozent auf 9375 Delikte.

Deutlich höher ist aber nach wie vor die Zahl rechter Straftaten. Sie liegt bei 19 468 Delikten, wobei es aber einen Rückgang um 4,7 Prozent gab. Rechte Gewaltdelikte weist die Statistik 959 aus. Das ist ein Rückgang um 13,8 Prozent. Ein Mensch starb infolge politisch motivierter Gewalt: die Ägypterin Marwa El-Sherbini, die am 1. Juli im Dresdner Gerichtssaal von einem Russlanddeutschen mit einem Messer angegriffen und getötet wurde.