Geständnis nach 65 Jahren: Der fühere SS-Mann Heinrich Boere hat vor Gericht zugegeben, 1944 Zivilisten getötet zu haben.

Aachen. Drei Zivilisten habe er 1944 in den von den Nazis besetzen Niederlanden getötet, hat der frühere SS-Mann Heinrich Boere (88) vor dem Aachener Landgericht gestanden. In einer von seinem Anwalt verlesenen Erklärung schilderte er, wie er 1944 mit einem Komplizen drei vermeintliche Widerstandskämpfer erschoss. Damals habe er die „Repressalmaßnahmen“ als notwendig und rechtens erachtet. Er habe zu keinem Zeitpunkt in dem Bewusstsein oder mit dem Gefühl gehandelt, ein Verbrechen zu begehen, gab Boere in der Erklärung vor dem Aachener Landgericht an. „Heute, 65 Jahre nach unserem Handeln, sehe ich das natürlich aus einem anderen Blickwinkel“, erklärte er.

Boere war laut Anklage im Jahr 1940 der Waffen-SS beigetreten und später zur „Germanischen SS“ in den Niederlanden abkommandiert worden. Im Kriegsjahr 1944 soll er zusammen mit anderen SS-Männern drei Zivilisten in Breda, Voorschoten und Wassenaar getötet haben. Die Taten sollen Teil völkerrechtswidriger Repressionen gegen die niederländische Bevölkerung gewesen sein. Insgesamt fielen solchen unter dem Tarnnamen „Silbertanne“ ausgeführten Aktionen mindestens 54 Niederländer zum Opfer.

1947 floh Boere aus der Kriegsgefangenschaft nach Eschweiler bei Aachen, wo er als Bergmann arbeitete. 1949 wurde er in Amsterdam in Abwesenheit zum Tode verurteilt, später wurde die Strafe in lebenslange Haft umgewandelt. Diese hat der ehemalige SS-Sturmmann aber nie verbüßt: Die deutsche Justiz lieferte ihn nicht aus, da er mit Eintritt in die Waffen-SS möglicherweise die deutsche Staatsbürgerschaft erworben hatte. 1984 wurden die Ermittlungen eingestellt. Auch um den aktuellen Prozess gab es ein langes Tauziehen. Erst Anfang des Monats scheiterte Boere mit einer Verfassungsbeschwerde: Er hielt sich wegen seines Herzleidens für verhandlungsunfähig.