Berlin. Bundespräsident Horst Köhler fordert von den Deutschen mehr Umweltbewusstsein und bringt dafür höhere Benzinpreise ins Spiel. "Wir müssen jetzt den Paradigmenwechsel hin zu einer Wirtschaftsweise einleiten, die unser Planet verkraftet und die letztlich auch mehr Sinn stiftet", sagte Köhler dem "Focus".

"Die Nation, die sich am schnellsten, am intelligentesten auf diese Situation einstellt, wird Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen", sagte Köhler mit Blick auf die Umwelt und den Klimawandel. Köhler betonte in diesem Zusammenhang ausdrücklich: "Wir sollten zum Beispiel darüber nachdenken, ob der Preis von Benzin nicht tendenziell höher als tendenziell niedriger sein sollte." Der Preis sei immer noch das stärkste Signal, damit Menschen ihr Verhalten änderten, betonte Köhler. Die Deutschen bauten zwar die besten Autos. Aber ihm bereite Sorgen, dass die Volkswirtschaft so massiv vom Auto abhänge. "Sechzig Prozent der gesamten Innovationen ranken ums Auto, sagte mir jemand aus der Branche stolz. Mich macht das eher nervös", sagte der Bundespräsident weiter. Dies sei ein Fall wie bei der Finanzkrise. Notwendig sei nach seiner Ansicht aber auch, "rechtzeitig über neue Mobilitätskonzepte nachzudenken".

Die Reaktionen folgten prompt. So warf der ADAC dem Präsidenten eine "ideologische Verteufelung der individuellen Mobilität" vor. Horst Köhlers Forderung nach höheren Kraftstoffpreisen sei "unsozial", kritisierte ADAC-Präsident Peter Meyer. "In den Ohren vieler Millionen Pendler, die Tag für Tag weite Fahrstrecken in Kauf nehmen müssen, um an ihren Arbeitsplatz zu gelangen, klingen solche Äußerungen wie Hohn", erklärte Meyer in München. Schon heute liege der Steueranteil auf Kraftstoff bei über 70 Prozent. "Von jeder Tankfüllung gehen rund 50 Euro an den Staat", fügte der ADAC-Chef hinzu. Es sei ungerecht, alle Anstrengungen zum Klima- und Umweltschutz einseitig dem Autofahrer aufzubürden.