Köln/Berlin. Die großen muslimischen Verbände haben die Entscheidung, ob sie an der Deutschen Islamkonferenz teilnehmen oder nicht, vertagt. Es gebe noch Diskussionsbedarf, sagte der turnusmäßige Sprecher des Dachverbands Koordinationsrat der Muslime, Bekir Alboga. Fast acht Stunden lang hatten die Organisationen gestern in Köln beraten.

"Das war ein sehr intensives Gespräch - das verdeutlicht noch einmal die Wichtigkeit", sagte Alboga. In welche Richtung die Entscheidung letztlich gehen könne, wisse er nicht. "Ob, wie, welche Form - alle Optionen sind offen", sagte Alboga. Die Beratungen würden wahrscheinlich am nächsten Freitag fortgesetzt, der Termin sei aber noch nicht sicher. An dem Treffen nahmen der Zentralrat der Muslime, die Türkisch-Islamische Union Ditib, der Verein der Islamischen Kulturzentren und der Islamrat teil.

Hintergrund ist die Verstimmung der Verbände über eine Suspendierung des Islamrats von der Islamkonferenz und deren geplante Neuausrichtung durch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Der Minister hatte dem Islamrat eine "ruhende Mitgliedschaft" vorgeschlagen, solange staatsanwaltliche Ermittlungen gegen führende Mitglieder des Moscheenverbands Milli Görüs laufen, der den Islamrat dominiert. Der Islamrat hatte die Suspendierung jedoch abgelehnt.

Nach Vorgesprächen im Bundesinnenministerium am Montag hatten die Islamverbände sich Konsequenzen vorbehalten. Sie fürchteten ein Übergewicht laizistisch gesonnener Muslime auf der Islamkonferenz und forderten, dort müssten auch Themen wie "Kopftuchverbote" und Islamophobie diskutiert werden.

Beobachter bezweifelten allerdings, dass sich alle der Verbände mit dem Islamrat "solidarisieren" und die Islamkonferenz boykottieren würden. "Wir sind an einer konstruktiven Zusammenarbeit interessiert", sagte Bekir Alboga unmittelbar vor Beginn der gestrigen Verhandlungen.

De Maizière hatte zuvor Kompromissbereitschaft in inhaltlichen Fragen signalisiert. Er wolle den Verbänden bei der Themensetzung entgegenkommen, sagte er der "Süddeutschen Zeitung". "Themen wie Rassismus und Islamophobie können durchaus Platz finden." Der Ausschluss des Islamrats aus der Islamkonferenz habe "nichts mit den anderen Verbänden zu tun", so der Innenminister weiter. Sie seien "weiter herzlich willkommen". Der Islamrat habe "ja selbst die Tür zugeschlagen, weil er keine ruhende Mitgliedschaft wollte".

Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet (CDU) appellierte gestern im ZDF-"Morgenmagazin" an die Muslim-Organisationen, nicht aus der Islamkonferenz auszutreten. "Wenn man sich da verweigert, wenn man da heute einen Boykott beschließen würde, dann wäre das kein gutes Signal", sagte Laschet.

Auch der Frankfurter SPD-Politiker Turgut Yüksel, selbst ein neues Mitglied der Islamkonferenz, appellierte "insbesondere an die Vertreter der Ditib, sich nicht vom KRM instrumentalisieren zu lassen". Damit verspiele Ditib ihre Rolle als größte und akzeptierteste Organisation der islamischen Gemeinden in der Bundesrepublik.