Berlin. Ein mutiger Schritt gegen die eigene Klientel und starke Lobby, so wurde Gesundheitsminister Philipp Röslers (FDP) Angriff auf die Preispolitik der Pharmaindustrie beschrieben. Dafür gibt es viel Lob. Doch auch die Front der Kritiker wird größer. Sogar Parteifreunde attackieren - wenn auch vorsichtig - die Arzneimittel-Sparpläne des Ministers. Der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) äußerte zwar Unterstützung für Röslers Ziele, "nur über die Wege dorthin wird man sich im Einzelnen noch unterhalten", sagte er dem "Tagesspiegel". Vor allem die Zwangsrabatte stießen auf Kritik. "Ich verstehe, dass Philipp Rösler kurzfristig die Kosten für Arzneimittel senken will. Dabei würde ich allerdings freiwilligen Regelungen den Vorrang vor Zwangsrabatten geben", so Zeil.

Christoph Hartmann, Wirtschaftsminister der Saarland-FDP, kritisiert den geplanten Wegfall der Re-Importquote. Der Wegfall der Quote, die derzeit bei sechs Prozent liege, würde allein im Saarland 700 Arbeitsplätze kosten. Die Barmer GEK bezeichnete die Pläne Röslers als unzureichend. "Wir begrüßen den Ansatz, in die Preisregulierung einzusteigen. Doch Verhandlungen allein werden nicht ausreichen", sagte Barmer-Vizevorstandschef Rolf-Ulrich Schlenker der "Neuen Presse" in Hannover. Das Problem sei, dass die Industrie bei der Nutzen-Bewertung eines neuen Präparates immer einen Wissensvorsprung haben werde. Deshalb könnten Preisverhandlungen niemals gleichberechtigt stattfinden.

Der Vorstandschef des AOK-Bundesverbands, Herbert Reichelt, begrüßte dagegen in der "Passauer Neuen Presse" den Vorstoß Röslers ebenso wie der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery. "Bei innovativen Medikamenten kann die Industrie die Preise diktieren - und sie nutzt dieses Monopol ungeniert", sagte er der "Thüringer Allgemeinen".