Berlin/Athen. Deutschland will dem hoch verschuldeten EU-Partner Griechenland beim Aufbau einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft helfen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte am Freitag nach einem Treffen mit dem griechischen Regierungschef Giorgos Papandreou in Berlin den Aufbau einer gemeinsamen deutsch-griechischen Regierungskommission an. Sie solle bei der Modernisierung Griechenlands helfen, sagte Merkel. Dabei gehe es um die Bereiche Umwelt- und Klimaschutz, Energie, Katastrophenschutz, Forschung sowie Einwanderungs- und Asylpolitik.

Schon vor ihrem Treffen mit Papandreou war Merkel voll des Lobes für Athen. Mit dem Sparprogramm habe Griechenland die Dinge "beim Schopfe gepackt". Der erfolgreiche Verkauf der neuen Milliarden-Staatsanleihe sei "ein gutes Signal an die Märkte", sagte sie. Während die Kanzlerin die griechische Politik lobte, trugen die Menschen in Athen die Wut über die Sparmaßnahmen auf die Straße. Eine Welle von Streiks legte den Bus- und Bahnverkehr lahm. Auch die Fluglotsen streikten, zahlreiche Inlandsflüge fielen aus. Zehntausende demonstrierten in Athen und anderen Städten. Erst waren die Proteste im Zentrum der Hauptstadt friedlich, dann kam es wie so oft in den vergangenen Wochen zu Ausschreitungen. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Tränengas ein, um Demonstranten und linke Abgeordnete daran zu hindern, ein Transparent "Gleich was - Der Mensch hat immer Vorrang" am Parlamentsgebäude anzubringen. Während seiner Rede auf der Kundgebung attackierten junge Demonstranten den Chef des griechischen Gewerkschaftsbundes GSEE, Yannis Panagopoulos, und verletzten ihn durch Faustschläge. Beobachter sprachen vom heftigsten Ausbruch der Gewalt seit den Jugendunruhen von 2008.

Im Parlament wurde gestern das umkämpfte Sparprogramm, das höhere Verbrauchssteuern, eingefrorene Renten und gekürzte Einkommen für die Staatsbediensteten sowie kräftige Ausgabenkürzungen vorsieht, gebilligt.

Vor dem Besuch bei der Kanzlerin war Papandreou bei dem Vorsitzenden der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, in Luxemburg. Aus Sorge um die Stabilität des Euro werden die Finanzen Griechenlands, das 300 Milliarden Euro Schulden angehäuft hat, in einer bisher beispiellosen Weise von der EU überwacht. Auch Juncker, zugleich Luxemburgs Ministerpräsident, lobte die Sparbemühungen Griechenlands. "Das ist ein glaubwürdiger Konsolidierungsbeitrag. Das wird seine Wirkung entfalten. Die Finanzmärkte können das nicht ignorieren", sagte er im Deutschlandfunk. Falls notwendig, würde die EU aber eingreifen, um die Stabilität des Euro zu wahren.