Die Linkspartei hat eine konsequente und richtige Entscheidung gefällt. Die Doppelspitze, die ursprünglich für den Übergang gedacht war, wird zur Dauerlösung und spiegelt in ehrlicher Weise den Zustand der Partei wider: Ost und West sind auch zweieinhalb Jahre nach der Linken-Gründung noch lange nicht vereint.

Auch wenn die nächsten Vorsitzenden Gesine Lötzsch und Klaus Ernst auf den ersten Blick den Anschein zweiter Wahl erwecken, sollte man sich einmal die Alternative vor Augen führen. Eigentlich hätte beim Rostocker Parteitag im Mai die große Stunde Oskar Lafontaines kommen sollen. Der frühere SPD-Chef sollte nach dem Abschied Lothar Biskys die Partei alleine führen. Was das für Die Linke bedeutet hätte, hat kürzlich SPD-Chef Sigmar Gabriel im Abendblatt treffend formuliert: "Egal in welcher Partei er ist - er glaubt stets, er selbst sei der Markenkern." Lafontaine hätte mehr denn je die Linke zu seiner Ich-Partei degradiert.

Den gemeinsamen Markenkern sollen nun Lötzsch und Ernst entwerfen. Dafür werden sie viel Zeit brauchen. Nicht einmal den Führungsfiguren Gregor Gysi und Lafontaine war es bekanntlich zuvor gelungen, die ungleichen Flügel der Partei auf ein einheitliches Wertegerüst und eine stringente programmatische Botschaft zu vereinen. Aber für das Überleben der Linkspartei muss Ernst und Lötzsch genau das gelingen.

Von beiden geht kein besonderes Charisma aus. Darin besteht die große Chance. Die Linke wird unter ihnen ein wenig normaler, gemäßigter, für manche sogar wählbarer werden, selbst wenn Lafontaine sich aus dem Saarland weiter zu Wort meldet. Und SPD und Grüne werden die Entwicklung der Linken mit Blick auf die Bundestagswahl 2013 gespannt verfolgen. Rot-Rot-Grün als Regierungsoption ist ein Stück weit denkbarer geworden.