Hamburg. Wenn das größte Militärbündnis über die Strategie für das 21. Jahrhundert debattiert, spiele vor allem der Artikel 5 des Nato-Vertrags eine entscheidende Rolle, sagte der ehemalige Generalsekretär der Nato, Jaap de Hoop Scheffer. Knapp formuliert heißt es dort: Wird ein Mitglied der Nato angegriffen, ist das eine Kriegserklärung an alle. Früher sei das klar begrenzt auf einen militärischen Angriff mit Panzerdivisionen und Soldaten, so Scheffer. "Doch dieses gegenseitige Bekenntnis muss in Zeiten von Cyberkriegen und Kämpfen um Energieressourcen neu definiert werden." Um auf die Konflikte des 21. Jahrhunderts vorbereitet zu sein, müsse das Bündnis politischer werden, sagte Scheffer. Der Niederländer stand von 2004 bis 2009 an der Spitze der Nato. Gestern war er Gast des Übersee-Clubs im Hotel Atlantik.

In seiner Rede forderte Scheffer Europa auf, eine gemeinsame Außenpolitik zu entwerfen. "Findet Europa eine gemeinsame Stimme, wird es in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Lösung der Konflikte spielen." Er warnte davor, dass sich europäische Staaten wie im Fall des Irak-Krieges gegen die USA positionieren. "Das führt zu einer Spaltung Europas und so zu einem Machtverlust." Genauso wie die Nato müsse auch Europa ein klares politisches Profil erarbeiten: zu den Konflikten mit dem Iran, zu Nahost, aber auch bei der weltweiten Abrüstung nuklearer Waffen.