Berlin. Beim Kämpfen in Afghanistan halten sich die Deutschen im Vergleich zu Amerika zurück. Den US-Präsidenten Barack Obama stört das, er will mehr Soldaten aus der Bundesrepublik am Hindukusch sehen. Das Verhältnis der Regierungen scheint durch die Zurückhaltung im Anti-Terror-Kampf belastet zu sein. Gründe genug auch für Verstimmungen zwischen den Völkern.

Aber trotz all dem genießt Deutschland bei den US-Bürgern ein so hohes Ansehen wie schon lange nicht mehr. Das zumindest legt eine repräsentative Umfrage unter 1051 Amerikanern nahe. Knapp die Hälfte von ihnen gab an, einen ausgezeichneten oder guten Eindruck von Deutschland zu haben, als die Agentur Magid sie im Auftrag der deutschen Botschaft in Washington danach fragte. Das ist der höchste Wert der letzten sieben Jahre. Die Befragung wird seit 2002 durchgeführt.

Wenn die Amerikaner an die Bundesrepublik denken, kommen ihnen laut der Umfrage Kultur und Hightech in den Sinn. Für deutsche Filme oder Literatur interessieren sie sich weniger. Das gilt aber nicht für deutsches Bier. Da dürstet es den Amerikanern nach mehr Information. Auf seine Braukunst kann sich Deutschland verlassen.

Etwa ein Jahr nachdem Obama seine Arbeit aufgenommen hat, halten 41 Prozent die Beziehung beider Länder für ausgezeichnet oder gut - vor Jahresfrist waren es 34. Der Führungsstil des neuen Präsidenten hat offenbar Einfluss darauf, wie seine Bürger die Deutschen sehen.

Die Entwicklung freut den deutschen Botschafter in Washington: "Ich bin mehr als zufrieden", sagte Klaus Scharioth. "Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die exzellenten politischen Beziehungen zwischen unseren Regierungen von einer durchweg positiven Sicht der Amerikaner auf unser Land begleitet werden."

Diese Sicht ist aber teilweise getrübt - trotz des guten Gesamteindrucks. Bei aller Sympathie für deutsches Bier hadern die Amerikaner mit der Politik in Berlin. Nur ein Fünftel zählt Deutschland zu einem der wichtigsten internationalen Partner der USA, damit liegt es auf Platz fünf hinter Großbritannien, China, Kanada und Japan. London, Peking und Ottawa haben aus Sicht der US-Bürger auch den größten Einfluss auf die amerikanische Politik, Deutschland landet nur auf Platz acht.

Die Debatte um die deutsche Beteiligung in Afghanistan ist den US-Bürgern nicht entgangen und sorgt dort offenbar für einen negativen Eindruck. 47 Prozent meinen, das Engagement könnte größer sein. Dass der Anti-Terror-Kampf die Sicht des Partners Deutschland maßgeblich prägt, zeigte schon die Umfrage von 2003. Wegen des Streits über die Beteiligung am Irak-Krieg rutschte das Ansehen der Deutschen damals in den Keller. Bei der Umfrage im ersten Kriegsjahr äußerten sich nur 17 Prozent der US-Bürger positiv über Deutschland. Die Debatte hinterließ Spuren, auch bei den Bürgern. Schröders Nein zum Krieg war ein Tiefpunkt im deutsch-amerikanischen Verhältnis.

Doch je besser die Amerikaner die Deutschen kennen, desto lieber mögen sie sie, auch das ist ein Ergebnis der neuen Umfrage. Das Deutschland-Bild verbesserte sich nach einem Besuch im Land bei jedem zweiten Befragten.

Indes scheinen sich die US-Bürger umgekehrt der Zuneigung der Deutschen weniger sicher zu sein: Nur zwei von fünf US-Amerikanern sind überzeugt, dass die Deutschen sie mögen. Vielleicht haben viele Deutsche bisher dasselbe von den transatlantischen Freunden gedacht.