Berlin. Der einstige CDU-Generalsekretär Heiner Geißler wird morgen 80 Jahre alt. Und um das gebührend zu feiern, hat er "ein paar Hundert Freunde" in die Südpfalz eingeladen. Dahin, wo sein Rebhang steht und wo Weine gemacht werden, denen selbst die Franzosen ihre Bewunderung nicht versagen können. Viele politische Wegbegleiter werden kommen und etliche politische Gegner von einst wohl auch, aber einer ganz bestimmt nicht: Guido Westerwelle. Den hat Geißler neulich einen Esel genannt. In seiner unnachahmlich konfrontativen Art.

Bevor das ländliche Fest in Gleisweiler steigt, macht die Union ihrem notorischsten Querdenker allerdings noch ein ganz besonderes, ja, außerordentliches Geschenk: ein Streitgespräch mit dem Karlsruher Philosophen Peter Sloterdijk. Bevor das heute Abend im Berliner Konrad-Adenauer-Haus beginnt, wird keine Geringere als Bundeskanzlerin Angela Merkel die Laudatio auf den alten Parteifreund halten. Hochkarätiger kann man kaum gefeiert werden. Höchste Wertschätzung spricht aus Merkels Geste. Wer sich an den Winter 2001/2002 erinnert, der weiß: Es war Heiner Geißler, der sich in der Auseinandersetzung um die Kanzlerkandidatur früh gegen Edmund Stoiber (CSU) und für Angela Merkel aussprach. Den Jesuitenzögling verbindet mit der Protestantin eine Intellektualität, die keine Verbohrtheiten kennt.

Es ist deshalb keine Überraschung, wenn Geißler für die von Merkel beförderte Öffnung hin zu den Grünen trommelt. "Es gibt", sagt der CDU-Vordenker, "mehr Übereinstimmungen zwischen CDU und Grünen als zwischen CDU und SPD." Geißler legt Wert auf die Feststellung, dass er seine Partei bereits vor 30 Jahren aufgefordert hat, die Grünen als mögliche Bündnispartner ins Auge zu fassen: "Ich habe als einer der Ersten in der CDU schwarz-grüne Bündnisse nicht nur für möglich, sondern auch für nötig gehalten." Es sei "nicht sehr intelligent", wenn christdemokratische "Betonköpfe" sich auf die CDU/FDP-Variante festlegten.

Der promovierte Jurist Heiner Geißler hat sich vor acht Jahren von der politischen Bühne verabschiedet. Viele, die sich früher über ihn aufgeregt haben, halten ihn heute für einen der bedeutendsten Parteimanager der Bundesrepublik. Geißler selber, der seit 2007 auch Mitglied der globalisierungskritischen Bewegung Attac ist, meint nicht, dass sich seine Überzeugungen groß geändert hätten. Tatsächlich ist der einstige CDU-Generalsekretär (1977 bis 1989) schon als Bundesfamilienminister ein Modernisierer gewesen. Es war Heiner Geißler, der dem Erziehungsurlaub und der Anrechnung von Erziehungsjahren in der Rentenversicherung den Weg ebnete.