Aus Hass plante sie mehrere Anschläge in Deutschland. Zum Abschluss ihres Prozesses hat die Sauerland-Gruppe nun späte Reue gezeigt.

Düsseldorf. Im Sauerland-Prozess haben sich drei der angeklagten Islamisten vom Terrorismus losgesagt. „Ich werde in Zukunft keine terroristischen Aktivitäten mehr ausüben und auch zu keiner Organisation zurückkehren“, erklärte der Anführer der Gruppe, Fritz Gelowicz, in seinem Schlusswort vor dem Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf. Auch Daniel Schneider erklärte, er „hätte anders handeln können und müssen“. Er werde die Verantwortung für sein Handeln übernehmen und eine Bestrafung akzeptieren.

Schneider wird neben Anschlagsvorbereitungen auch der versuchte Mord an einem Polizisten vorgeworfen, auf den er während seiner Festnahme geschossen haben soll. Er hätte den Tod des Mannes vielleicht in Kauf genommen, ihn aber nicht gewollt, sagte er am Dienstag. Sein Handeln sei in Panik und aus Angst erfolgt, und er bedaure das sehr. „Ich möchte mich bei dem Polizisten entschuldigen“, betonte er. Sein Ziel sei es nun, das Gefängnis mit einem abgeschlossenen Studium zu verlassen. Für ihn hatte die Bundesanwaltschaft mit 13 Jahren das höchste Strafmaß gefordert.

Attila Selek bezeichnete die Pläne für Terroranschläge auf US-Einrichtungen im Auftrag der Islamischen Dschihad Union (IJU) als Fehler, der nicht nur dem Islam geschadet habe, sondern ihm auch leid tue. Nur der vierte Angeklagte, Adem Yilmaz, verzichtete auf eine letzte Erklärung vor Verkündung des Urteils am kommenden Donnerstag.

Gelowicz, Schneider und Yilmaz wurden im September 2007 in einer spektakulären Polizeiaktion in einem Ferienhaus im Sauerland festgenommen. Dorthin hatten sie sich zurückgezogen, um hochexplosive Wasserstoffperoxid-Bomben zusammenzubauen. Selek wurde im November 2007 im anatolischen Konya gefasst und etwa ein Jahr später nach Deutschland ausgeliefert. Er soll vor allem für die Beschaffung der Sprengzünder verantwortlich gewesen sein.

Die Gruppe hatte in dem seit knapp zehn Monaten dauernden Mammutprozess gestanden, aus Hass Autobombenanschläge auf Kasernen, Discos und Flughäfen, die vor allem von US-Soldaten aufgesucht wurden, vorbereitet zu haben. Die Geständnisse füllen rund 1200 Seiten. Laut Bundesanwaltschaft planten sie einen Massenmord unvorstellbaren Ausmaßes. Für die Männer im Alter von 24 bis 31 Jahren forderte der Chefankläger Haftstrafen von fünfeinhalb bis 13 Jahren.

Weil sie mit ihren Geständnissen auch tiefe Einblicke in die Wege in den bewaffneten „Dschihad“ (Heiliger Krieg) vermittelt haben, hoffen die vier Männer den Strafrabatt, den ihnen der Vorsitzende Richter Ottmar Breidling in Aussicht gestellt hat. Kurz vor dem für kommende Woche angesetzten Urteil (4. März) kommt aber noch einmal Unruhe in den Prozess.

In Untersuchungshaft sitzen seit dem Wochenende zwei mutmaßliche Terrorhelfer der IJU, darunter offenbar die Ehefrau des zum Islam übergetretenen Gelowicz. Sie hatte vor Gericht von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht. Den Helfern wird laut Bundesanwaltschaft vorgeworfen, noch Ende vergangenen Jahres Geld für die IJU beschafft zu haben. Gelowicz erklärte in seinem Schlusswort, er sei völlig geschockt und überrascht von den aktuellen Ereignissen. Sein Entschluss, sich von allen terroristischen Aktivitäten in Zukunft fernzuhalten, stehe aber fest.