Köln. In Köln herrschte gestern Ausnahmezustand: Wegen der 1,3 Millionen Jecken, die am Rosenmontag die Stadt bevölkerten, aber auch, weil neue Details über den Pfusch beim Bau der U-Bahn bekannt wurden. "Wir fahren lieber oberirdisch mit der Bahn nach Hause. Das ist sicherer", ulkte Britta Bartak, die auf den Zug der Karnevalswagen wartete - nahe einer U-Bahn-Baugrube, in der weniger als ein Fünftel der vorgesehenen Stahlstützen verbaut wurden. Die anderen hatten Arbeiter an einen Schrotthändler verhökert.

Der "Kölner Stadt-Anzeiger berichtete gestern, beim U-Bahn-Bau habe es womöglich organisierten Betrug im großen Stil gegeben. Mittlerweile seien falsche Vermessungsprotokolle für 28 Stützwände in drei Baugruben entdeckt worden. "Wir gehen davon aus, dass es noch deutlich mehr sein können", sagte ein an der Aufklärung beteiligter Insider der Zeitung. Für die Ermittler sehe es nach einer "systematischen Fälschung" aus. Es sei nahezu auszuschließen, dass es sich bei den fehlerhaften Protokollen um ein bloßes Versehen handeln könne.

Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) forderte den Vorstandschef des Baukonzerns Bilfinger Berger auf, Stellung zu beziehen. In der Kölner Innenstadt war Anfang März 2009 das Stadtarchiv eingestürzt. Es wird vermutet, dass das Unglück im Zusammenhang mit Fehlern beim U-Bahn-Bau steht.

Unterdessen sorgt sich die Stadt auch wegen des steigenden Rhein-Hochwassers um die U-Bahn-Baustellen. Experten haben beteuert, dass deren Stabilität bis zu einem Pegelstand von vier Metern gewährleistet ist. Die Hochwasser-Schutzzentrale rechnet aber damit, dass der Pegel durch Tauwetter auf bis zu acht Meter steigen könnte.