Dresden -. Am 65. Jahrestag der Bombardierung Dresdens haben weit mehr als 10 000 Menschen ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt und den Aufmarsch einiger Tausend Neonazis vereitelt. Die befürchteten Krawalle blieben weitgehend aus. Die Polizei, die mit einem Großaufgebot von 5000 Beamten im Einsatz war, meldete nur vereinzelte Festnahmen.

In der Altstadt bildeten am Sonnabend mehr als 10 000 Menschen symbolisch einen Schutzring. Viele trugen Nelken oder weiße Rosen als Zeichen der Friedfertigkeit. 5000 aus ganz Europa angereiste Neonazis mussten am Bahnhof Dresden-Neustadt am anderen Elbufer bleiben. Bei einer Kundgebung sprachen Redner der Rechtsextremisten von "einem der schlimmsten Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkriegs" und forderten, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Seit den 90er-Jahren versucht die rechtsextreme Szene den Gedenktag der Bombardierung zu einem zentralen Sammelplatz ihrer Anhänger zu machen.

Schon die Anreise der Rechtsradikalen war von Gegendemonstranten verzögert wurden. Zwischenzeitlich bauten Angehörige linker Gruppen auf den Gleisen zwischen den beiden großen Dresdner Bahnhöfen Barrikaden auf, die von der Bundespolizei beseitigt wurden. Über der Innenstadt kreisten Polizeihubschrauber. An Kreuzungen und Plätzen standen gepanzerte Polizeifahrzeuge bereit. Wasserwerfer kamen vereinzelt zum Einsatz, als sich Anhänger der jeweiligen Gruppen prügelten, Mülltonnen brannten und Pflastersteine geworfen wurden. Schwerer Verletzte registriert die Polizei allerdings nicht. Mehrere Neonazis sorgten später auf der Heimreise für Krawalle. Die Polizei in Thüringen unterband in Gera einen spontanen Aufmarsch von Rechtsextremen.

In der Nacht zum 14. Februar 1945 war das von Flüchtlingen überfüllte barocke Dresden in Schutt und Asche gelegt worden. Bis zu 25 000 Menschen, meist Frauen und Kinder, starben im Bombenhagel.

Oberbürgermeisterin Helma Orosz betonte, die Dresdener ließen es nicht zu, dass der Tag des Gedenkens an die Bombenopfer von Rechtsextremisten für ihre Zwecke benutzt werde. "Wir Dresdner wehren uns gegen Revanchismus, gegen Hass- und Gewaltpropaganda", sagte sie.

An der Gedenkfeier beteiligten sich neben Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) auch Mitglieder der Jüdischen Gemeinde und Gesandte aus Großbritannien und den USA.