München. Nach dem Bekanntwerden entwürdigender Mutproben und Aufnahmerituale bei Gebirgsjägern der Bundeswehr hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen einen Angehörigen der Streitkräfte eingeleitet. Der Vorwurf laute auf vorsätzliche Körperverletzung, teilte ein Sprecher der zuständigen Anklagebehörde in München am Freitag mit. Welche Position der Mann in der Bundeswehr bekleidet, sagte er nicht.

Nach Angaben des Sprechers der 10. Panzerdivision, zu der der Hochgebirgsjägerzug gehört, handelt es sich um einen Wehrdienstleistenden, der seinen Grundwehrdienst freiwillig verlängert habe. Der Soldat sei derzeit weiterhin im Dienst, damit er für die Ermittlungen verfügbar gehalten werde.

Die Aufnahmerituale beim Hochgebirgsjägerzug des Gebirgsjäger-Bataillons 233 im oberbayrischen Mittenwald waren durch die Beschwerde eines Soldaten beim Wehrbeauftragten Reinhold Robbe (SPD) bekannt geworden. Demnach mussten Soldaten dort bis zum Erbrechen Alkohol trinken und rohe Schweineleber essen, um in der internen Hierarchie des Eliteverbands aufsteigen zu können. Die Bundeswehr begann danach mit internen Ermittlungen, auch die Staatsanwaltschaft prüfte. Der Deutsche Bundeswehrverband forderte nach dem Bekanntwerden der Rituale Konsequenzen. Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) kündigte eine Prüfung an. Er leistete Anfang der 90er-Jahre seinen Grundwehrdienst beim Gebirgsbataillon 233, hatte nach eigenen Angaben aber keine Kenntnis von den Praktiken bei den Hochgebirgsjägern.