Düsseldorf. Die Anwältin hat es wohl nur ganz im Sinne ihres Mandanten gemeint, aber der fand das gar nicht gut. "Das ist Schwachsinn", rief der Terrorverdächtige Adem Yilmaz gestern im Düsseldorfer Sauerlandprozess, als seine Verteidigerin Ricarda Lang ihr Plädoyer hielt. Um zu begründen, warum sie für ihren 31 Jahre alten Angeklagten eine Strafe "weit unter" den von der Bundesanwaltschaft beantragten elf Jahren forderte, charakterisierte sie ihn als Mann mit fehlendem Selbstwertgefühl.

Yilmaz wird vorgeworfen, zusammen mit seinen ebenfalls angeklagten Komplizen Fritz Gelowicz, Daniel Schneider und Atilla Selek eine beispiellose Anschlagsserie auf US-Einrichtungen in Deutschland geplant zu haben. Von der Islamischen Dschihad Union (IJU) habe er neben der Terrorausbildung auch Respekt erhalten, sagte Anwältin Lang. Deshalb habe er sich verpflichtet gefühlt, als der Anschlagsplan an ihn herangetragen wurde. Yilmaz lege ein "ausgeprägtes moralisches Schwarz-Weiß-Denken" an den Tag und "pubertäre Vorstellungen von Kampfeshandlungen à la Rambo". "Beim Angeklagten Yilmaz spielt sein religiöses Verständnis gar keine Rolle", sagte Ricarda Lang. Er sei "völlig unpolitisch".

Vor allem aber habe er als "treibende Kraft" die anderen Angeklagten zu überzeugen versucht, die Vorwürfe einzuräumen. Yilmaz waren schon knapp zwei Monate nach Prozessbeginn die Verfahrensspielchen zu langweilig geworden. Er hatte damals darauf gedrungen auszusagen, wollte aber unbedingt das Einverständnis von Gruppenchef Gelowicz. Nachdem Richter Ottmar Breidling der Gruppe einen Austausch gestattet hatte, legten alle ein Geständnis ab.

Als "reine Propaganda und Spekulation" bezeichnete Ricarda Lang den Vorwurf der Bundesanwaltschaft, die Einlassungen ihres Mandanten beruhten auf einer nüchternen Kosten-Nutzen-Rechnung. Aus ihrer Sicht habe er auch sehr wohl Reue gezeigt und sein Handeln als Fehler erkannt.

Am Tag zuvor hatten auch schon die Anwälte von Gelowicz eine Haft von unter zehn Jahren beantragt. Die Bundesanwaltschaft fordert zwölf Jahre für den Chef der Terrorgruppe.