Berlin. Die erste Hürde für eine neue Mission der Bundeswehr in Afghanistan ist genommen. Acht Seiten umfasst das Konzept der Regierung für das Mandat, mit dem künftig mehr deutsche Soldaten, mehr Geld und mehr Ausbilder an den Hindukusch geschickt werden. Das Kabinett hat dieses Mandat gestern beschlossen. Das Kontingent der Truppen in Afghanistan soll noch im Frühjahr auf die Rekordstärke von mehr als 5350 Soldaten aufgestockt werden, 850 mehr als bisher.

Heute berät darüber erstmals der Bundestag. Geht es nach der Bundesregierung, soll auch diese Hürde schnell genommen werden - und am besten sogar noch in diesem Monat endgültig über den neuen Einsatz entschieden werden. Die Zusatz-Kosten beziffert die Regierung auf etwa 270 Millionen Euro. Damit wird der Einsatz den Steuerzahler im kommenden Jahr erstmals mehr als eine Milliarde kosten. Hinzu kommen Kosten für den zivilen Wiederaufbau von etwa 430 Millionen, 50 Millionen Euro sind für Aussteiger- und Reintegrationsprogramme für Taliban bestimmt.

Schwerpunkt der deutschen Mission bleibt der Norden Afghanistans. Künftig sollen 1400 Bundeswehr-Soldaten bei der Ausbildung der afghanischen Polizei und Armee helfen - bislang waren es nur 280 Soldaten.

Das neue Afghanistan-Mandat soll bis Februar 2011 Grundlage für den umstrittenen Einsatz sein, der dann in sein zehntes Jahr geht. Wegen der schwarz-gelben Mehrheit ist ein Ja des Parlaments gesichert. Die SPD hält sich noch offen, ob sie das Mandat auch in der Opposition mittragen wird. Die Grünen haben sich ebenfalls noch nicht festgelegt. Die Linke fordert den sofortigen Abzug der Bundeswehr.

Ab 2011, wenn auch die USA erste Truppen aus Afghanistan abziehen wollen, sollen auch die Bundeswehreinheiten reduziert werden. Bei der Frage des endgültigen Abzugs legt sich die Bundesregierung aber nicht fest.

Nicht nur aufgrund des neuen Bundeswehr-Mandats kann es eine entscheidende Woche für die deutsche Afghanistan-Politik werden. Während der Bundestag über die Mission der Truppen berät, beginnt der Untersuchungsausschuss zum Bombenangriff in Kundus - nicht wie üblich im Sitzungssaal im Paul-Löbe-Haus gegenüber dem Kanzleramt, sondern in einem abgeschotteten Trakt im Reichstagsgebäude. Abgeschirmt vom Blitzlicht der Fotografen wird einer der wichtigsten Zeugen vernommen: Georg Klein. Als der Oberst der Bundeswehr am 4. September 2009 den Angriff auf zwei Tanklastwagen befohlen hatte, starben mindestens 142 Menschen. Noch bis gestern war unklar, ob Oberst Klein eine Erklärung abgeben wird, Fragen beantwortet oder sich der Aussage verweigert. Das Recht dazu hat er, da die Bundesanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen ihn prüft.

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hofft allerdings auf eine Aussage von Oberst Klein. Ein Ministeriumssprecher sagte, es wäre im Sinne des Ministers, "größtmögliche Transparenz" zu schaffen. Ab dem 18. März sollen auch Spitzenpolitiker, darunter der frühere Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) und sein Nachfolger Guttenberg auf die Zeugenliste gesetzt werden.