Berlin. Manche vermuten schon lange, dass Narren in Berlin die Macht übernommen haben. Gestern wurde das närrische Treiben im Kanzleramt sozusagen amtlich: Knapp zwei Wochen vor dem Höhepunkt des Karnevals am Rosenmontag haben Prinzenpaare und Funkenmariechen aus allen Landesteilen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in ihrem Amtssitz besucht. Die von verschiedenen Anlaufschwierigkeiten und Streitereien innerhalb der schwarz-gelben Koalition geplagte Merkel zeigte sich dabei launig: "Ich vermute, die Bundesregierung bietet diesmal auch ein paar Anregungen." Der Präsident des Bundes Deutscher Karneval, Volker Wagner, verlieh ihr den Orden der Närrischen Europäischen Gemeinschaft. "Manchmal geht's da schon närrisch zu", berichtete Merkel von ihren Erfahrungen in der Europapolitik.

Einen Tag nach ihrem Machtwort in der Diskussion um Steuerentlastungen für Hoteliers beklatschte die Kanzlerin gelöst die Tanzeinlagen in der politischen Zentrale - "die ein bisschen Erfrischung durchaus gebrauchen kann". Eine Stunde lang ging es weder um die Koalitionsstreitigkeiten noch Steuersünder-Daten, vielmehr interessierte sich Merkel für reißfeste Leggings. "Sie hat gefragt, woher wir die tollen Strumpfhosen haben, die so einiges aushalten", sagte Tanzmariechen Mariana Höfer.