Hamburg/Berlin. Die Ausbildung von Imamen und islamischen Religionslehrern an deutschen Hochschulen rückt näher. Der Wissenschaftsrat hat Bund und Ländern die Einrichtung von zwei bis drei Instituten mit dem Fach "Islamische Studien" nahegelegt, heißt es in einem150-Seiten-Papier "zur Weiterentwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen". Eine Expertengruppe des Wissenschaftsrats hatte zwei Jahre lang darüber beraten.

Ausdrücklich wird gefordert, Islamstudien und Forschung sowie die "fundierte Ausbildung von Religionsgelehrten" an staatlichen Hochschulen vorzunehmen und nicht Privateinrichtungen zu überlassen.

Bislang wird in Deutschland nur an der Universität Münster ein kleiner Teil der Lehrer für den islamischen Religionsunterricht ausgebildet. Weiterbildungsangebote gibt es in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Die meisten islamischen Religionslehrer kommen bisher jedoch aus der Türkei. Der Bedarf aber wird steigen. Für den Fall, dass für die rund 700 000 muslimischen Schüler an deutschen Schulen flächendeckend islamischer Religionsunterricht eingeführt wird, werden rund 2000 Fachkräfte benötigt. Auch Imame kommen bislang größtenteils aus dem Ausland.

Solange die Muslime noch keinen Status einer Religionsgemeinschaft haben, sollen nach dem Vorschlag des Wissenschaftsrats "theologisch kompetente Beiräte für Islamische Studien" an den entsprechenden Instituten eingerichtet werden. Die Ausgestaltung der Beiräte, die laut Wissenschaftsrat die Pluralität des Islam abbilden sollen, war bis zuletzt umstritten.

In ihnen sollen muslimische Verbände, Religionsgelehrte sowie "muslimische Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens" vertreten sein. Sie sollen auch an der Berufung von Professoren beteiligt werden, aber nicht über deren wissenschaftliche und pädagogische Qualifikation befinden. Sie sollten nur prüfen, ob gegen Bewerber "aus religiösen Gründen" Einwände bestehen.

Genau das war der Grund gewesen, aus dem 2008 ein Konflikt zwischen dem Koordinierungsrat der Muslime (KRM) und dem bundesweit ersten Islamkunde-Professor Muhammad Sven Kalisch in Münster entbrannte. Kalischs Forschungsthesen gingen dem konervativen KRM zu weit. Kalisch jedoch sah die Freiheit von Forschung und Lehre in Gefahr.

Der KRM und auch die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) kündigten an, sie wollten an den neuen Studiengängen mitwirken. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) begrüßte das Papier des Wissenschaftsrates. Sie werde interessierte Universitäten bei der Umsetzung unterstützen.