Nach der Sicherheitspanne am Flughafen München schlägt der GdP-Vorsitzende Konrad Freiberg neue Sicherheitskonzepte vor.

Hamburg. Es ist die Horrorvorstellung aller Sicherheitsexperten: Trotz aller Kontrollen, Dateien über mögliche Terroristen, Listen über ihre Konto- und Reisebewegungen gelingt es dennoch einem Attentäter, sich in ein Flugzeug zu setzen und es zu sprengen. Spätestens seit das an den Weihnachtstagen dem Nigerianer Faruk Abdulmutallab in einer US-Maschine im Anflug auf Detroit fast gelungen wäre, geht dieses Schreckgespenst wieder um. Auch bei deutschen Sicherheitsbehörden. Seit Mittwoch ist klar, dass sie gar nicht so weit von den Pannen, die den US-Behörden im Vorfeld des Detroit-Attentats unterlaufen sind, entfernt sein könnten. Zwei Pannen bei den Kontrolleuren in München haben, wie die zuständige Bezirksregierung Oberbayern einräumen musste, dazu geführt, dass ein Unbekannter abtauchen konnte, obwohl sein Laptop auf Sprengstoff anschlug. Bundesinnenminister Thomas de Maizière erklärte den Vorfall gestern zur Chefsache. Er nehme ihn "sehr ernst", sagte der CDU-Politiker gestern dem Deutschlandfunk: "Ich habe veranlasst, dass sämtliche Umstände dieses Vorgangs im Einzelnen untersucht werden mit allen Beteiligten." Falls sich Fehler struktureller Art herausstellen sollten, müssten Konsequenzen für alle deutschen Flughäfen gezogen werden.

Für die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zeigen sich an dem Vorfall "die Mängel der Sicherheitskontrollen, vor denen wir seit Jahren warnen", wie GdP-Chef Konrad Freiberg dem Abendblatt sagte. Gerade im Bereich der Sicherheitsüberprüfungen seien die Angestellten nicht ausreichend qualifiziert und schlecht bezahlt. "Dort die Arbeitsbedingungen zu verbessern liegt in der Verantwortung der Betreiber", sagt er und verlangt gleichzeitig auch Verstärkung für die Bundespolizei. Freiberg weiter: "Alle Sicherheitsmaßnahmen müssen auf den Prüfstand gestellt werden. Es müssen auch die Möglichkeiten eines Profilings, also einer gezielten Überprüfung möglicher Verdächtiger nach bestimmten Kriterien, aufgebaut werden." Dies würde auch eine Art Gesichts-Kontrolle bedeuten.

Auch Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sprach sich für "ausreichend gut qualifiziertes Personal" an den Flughäfen aus. Von einer Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen will sie erst mal nichts wissen. "Immer neue Sicherheitsmaßnahmen sind kein Allheilmittel", sagte sie der "Passauer Neuen Presse".

Vor allem die USA aber werden vorerst auf die sogenannten Nacktscanner bei der Kontrolle der Flugpassagiere setzen. Bei einem Treffen mit den EU-Innenministern im spanischen Toledo kündigte US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano an, dass die USA die Zahl dieser Durchleuchtungsgeräte von 40 im Laufe des nächsten Jahres auf mindestens 450 erhöhen werde. Die Europäer bleiben skeptisch und wollen einen Bericht der EU-Kommission abwarten. Deutschland macht eine Unbedenklichkeit der Geräte zur Voraussetzung. Die Prüfungen dafür laufen. Laut de Maizière könnten die ersten im Sommer in Betrieb gehen. Die Bundesregierung erwägt demnach, in der Testphase den Passagieren freizustellen, ob sie durch den Nacktscanner gehen oder sich wie bisher abtasten lassen.

Nacktscanner hätten vielleicht Faruk Abdulmutallab, der den Sprengstoff in seiner Unterhose versteckt hatte, bei einer Kontrolle in Amsterdam am Einsteigen in das Flugzeug hindern können. Die Sicherheitspanne von München allerdings hätte kein Nacktscanner verhindert.